Bauernblockaden und stillstehende S-Bahnen: Pendlerinnen und Pendler in Berlin und Brandenburg brauchen in diesen Tagen wieder viel Geduld. Im Rahmen der Bauern-Proteste blockierten Landwirte ab dem frühen Mittwochmorgen mehr als 70 Autobahnauffahrten in Brandenburg, wie der Landesvorsitzende der Vereinigung LSV (Land schafft Verbindung) mitteilte. Nach Angaben der Polizei kommt es im ganzen Bundesland zu starken Verkehrsstörungen. Umsteigen auf die Bahn war für Autofahrer keine Alternative. Ein Streik der Lokführergewerkschaft GDL legt noch bis Freitagabend auch weite Teile des Berliner und Brandenburger S-Bahn- und Regionalverkehrs lahm.
Los ging der Ausstand auf der Schiene am Mittwochmorgen um 2.00 Uhr. Im gesamten S-Bahnnetz komme es seither zu Ausfällen, teilte die S-Bahn mit. Ein Notfahrplan für die Linien S3 (Erkner-Ostbahnhof), S46 (Königs Wusterhausen-Schöneberg), S5 (Strausberg Nord-Ostbahnhof) und S9 (Flughafen BER-Friedrichstraße) soll die Außenbezirke und Umlandgemeinden im 20-Minutentakt anbinden. Der Schienenersatzverkehr auf den wegen Bauarbeiten eingeschränkten Linien S1, S2, S25 und S26 laufe ohne Einschränkungen.
Im Regionalverkehr fährt zwischen beiden Bundesländern ebenfalls kaum ein Zug. Lediglich auf der Linie des RE2 zwischen Berlin und Cottbus, des RE3 zwischen Angermünde und Berlin, des RE4 zwischen Rathenow und Berlin, des RE5 zwischen Rostock und Berlin sowie des RE6 zwischen Wittstock (Dosse) und Hennigsdorf seien vereinzelt Züge unterwegs, teilte die Bahn mit.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind hingegen nicht direkt vom Streik betroffen. Busse, U-Bahnen und Trams in der Hauptstadt fahren im Regelbetrieb. Weil viele Menschen besonders im Berufsverkehr darauf umgestiegen sind, war es dort am Mittwoch deutlich voller als üblich, gerade auf Linien, die parallel zu den ausfallenden S-Bahnen verlaufen, wie die BVG mitteilte.
Neben den Bahnstreiks protestieren erneut Hunderte Landwirte vor allem in Brandenburg gegen geplante Subventionskürzungen der Bundesregierung. Autobahn-Auffahrten überall in Brandenburg und andere wichtige Verkehrsknotenpunkte waren bereits in den vergangenen Tagen über Stunden blockiert. Am Mittwoch waren die Blockaden bis 15.00 Uhr geplant. Der LSV wollte aber prüfen, die Straßen schon früher wieder freizugeben.
Ausgenommen von den Blockaden waren nach den Plänen der Bauernvereinigung der Berliner Ring (A10) sein. Nach Angaben der Polizei gab es allerdings dennoch Aktionen an den Anschlussstellen Oberkrämer, Falkensee, Brieselang und Fredersdorf.
In Berlin und Brandenburg pendeln jährlich mehr als eine Million Menschen von ihrem Wohnort zur Arbeit. Das gab das Amt für Statistik Berlin Brandenburg im November vergangenen Jahres bekannt. Jeder Dritte in der Region pendelt demnach zur Arbeit und ist potenziell von den Streiks betroffen.