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Tybinka kritisiert fehlendes Gedenken für Leid der Ukraine

Im Gedenken an den Zweiten Weltkrieg bekommt Russland die Ehre des Siegers. Die Ukraine tauche meist nur als Land der Nazi-Kollaborateure auf, kritisiert die ukrainische Generalkonsulin in Hamburg.
Generalkonsulin Iryna Tybinka
Iryna Tybinka, ukrainische Generalkonsulin in Hamburg, spricht an einer Station des Kreuzwegs in Lübeck. © Jonas Walzberg/dpa

Zum 79. Jahrestag des Kriegsendes hat die ukrainische Generalkonsulin in Hamburg, Iryna Tybinka, eine stärkere Berücksichtigung des Leids ihres Landes gefordert. Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung habe auch nach 80 Jahren kein Verständnis für das tiefe Trauma, das der Ukraine im Zweiten Weltkrieg zugefügt wurde. Deutsche Historiker hätten die Ukrainer meist nur im Zusammenhang mit der Kollaboration mit Nazi-Deutschland erwähnt. Die Auszeichnung als Märtyrer und Sieger werde an Russland übergeben. «In den Geschichtsbüchern der deutschen Schulen fehlt die Erinnerung an die ukrainischen Opfer des Zweiten Weltkriegs weiterhin», kritisierte Tybinka.

Acht Millionen ukrainische Kriegstote

Mehr als acht Millionen getötete Ukrainer, 2,5 Millionen ukrainische Zwangsarbeiter, Tausende Ukrainer, die wegen ihrer Hilfe für verfolgte Juden in Israel als «Gerechte unter den Völkern» ausgezeichnet worden seien, vier Jahre brutalster Kämpfe auf ukrainischem Boden und völlig zerstörte Städte und Dörfer - all das erfordere Erinnerung und Gedenken. «Vor allem jetzt, wo die Zeugen des Krieges uns einer nach dem anderen verlassen und ein neuer Feind versucht, das ukrainische Volk zu vernichten und dabei oft die alten Methoden anwendet», sagte Tybinka.

Der Krieg Russlands sei ein anschauliches Beispiel dafür, wie wichtig die Wahrheit, Integrität und die Erinnerungskultur für das friedliche Zusammenleben der Menschheit seien. Das Putin-Regime instrumentalisiere die Geschichtsunkenntnis seiner eigenen Bevölkerung, verdrehe die Fakten und benutze die Parolen des Zweiten Weltkriegs zur Rechtfertigung der eigenen Kriegsverbrechen, erklärte die ukrainische Generalkonsulin.

Bürgerschaft: Aufbruch in freiheitlich-demokratische Grundordnung

Die Hamburgische Bürgerschaft beging am Mittwoch eine Feierstunde zum «Gedenktag für die Befreienden und Befreiten». «Wir dürfen nie aufhören, zu gedenken und zu erinnern. Dabei sollten wir Debatten für die Zukunft anstoßen und unterschiedliche Sichtweisen verhandeln», erklärte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). Die Zeitzeugin Peggy Parnass (96) sagte: «Zu viele NS-Täter konnten in den Jahren danach einfach so weitermachen. Trotzdem ist es gut, dass wir diesen Tag heute feiern und daran erinnern, was war und was nicht wieder passieren darf.» Die Kulturwissenschaftlerin Franciska Henning, Urenkelin eines im Nationalsozialismus inhaftierten Hamburger Sozialdemokraten, sagte: «Der Beginn der Freiheit gehört gefeiert, und das jeden Tag aufs Neue.»

In Hamburg war der Krieg bereits am 3. Mai 1945 zu Ende gegangen. Nach Verhandlungen besetzten britische Truppen die Stadt kampflos. Das KZ Neuengamme war zuvor geräumt worden. Die SS hatte Tausende Gefangene nach Neustadt in Holstein verschleppt und an Bord der Schiffe «Cap Arcona» und der «Thielbek» gebracht. Mehr als 7000 starben bei einem britischen Luftangriff auf die Schiffe in der Lübecker Bucht am 3. Mai.

«Befreiungsfest» vor dem Rathaus

Ein Bündnis 8. Mai aus linken, grünen und kirchlichen Organisationen hatte zu einer Demonstration und einem «Befreiungsfest» auf dem Rathausmarkt aufgerufen. «Am 8. Mai feiern wir die Befreiung weiter Teile Europas von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Mehr als 55 Millionen Menschen wurden zwischen 1933 und 1945 Opfer von Terror, Vernichtungskrieg und Völkermord», erklärten die Veranstalter.

Gedenken an Euthanasie-Opfer

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf gedachte der Opfer der NS-Euthanasie im Rahmen eines Gottesdienstes. Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und der Hauptpastor der St.-Petri-Kirche, Jens-Martin Kruse, nahmen daran teil. Nach Angaben der Stiftung wurden in der Zeit des Zweiten Weltkriegs fast 6000 Menschen mit Behinderung oder psychischer Erkrankung aus Hamburg in Tötungs- und Verwahranstalten gebracht. Über 4700 von ihnen seien nachweislich getötet worden.

© dpa
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