Der Film- und Fernsehregisseur Dominik Graf (71, «Gesicht der Erinnerung») ist sich der Vergänglichkeit des Lebens schon als Kind bewusst geworden. «Mein Vater ist sehr früh gestorben. Er war mit schwerster Kriegsverwundung aus der Ukraine zurückgekommen und die Wunde musste täglich verarztet werden. Für mich ist das ein Lebensthema», sagte der Sohn des Schauspielers Robert Graf (1923-1966) der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Auch seine geliebte Großmutter sei früh gestorben.
«Die Endlichkeit war mir immer präsent. Ich meine, dass das in vielen meiner Filme unterschwellig mitläuft.» Gerade auch in den Thrillern mit ihren menschlichen Schicksalen, die oft tödlich enden, erklärte der elffache Grimme-Preisträger. Dabei sehe er in den Kriegserfahrungen der Generationen vor ihm nicht nur rein Negatives oder stark Traumatisierendes. «Das ist für mich nichts allzu Belastendes, sondern das ist das Leben», sagte Graf. «Das eigene Leben und das der Vorfahren – eigentlich auch ein Schatz, den man mitnehmen kann. Und an die Kinder als Lebenserfahrung weitergeben kann. Man wird reicher dadurch.» So habe er nicht nur Melancholie, sondern auch eine große Freude am Leben.
Mit dem Thema Vergänglichkeit konfrontiert ist auch die von Anne Ratte-Polle («Sörensen hat Angst») gespielte Heldin in Grafs neuem TV-Drama «Mein Falke» (Mittwoch, 20.15 Uhr, im Ersten). Täglich bekommt es die forensische Biologin mit den Überresten menschlicher Körper zu tun. Dennoch versäumt es die noch junge geschiedene Frau, an ihr eigenes Leben und Kontakte zu Freunden und Familie zu denken.
Bis eines Tages ihr verwitweter Vater (Jörg Gudzuhn) sie zu unvermeidbaren Auseinandersetzungen herausfordert – und ein Greifvogel in ihr Leben tritt. Das Drehbuch schrieb Beate Langmaack, mit der Graf bereits für den Spielfilm «Hanne» (2019) zusammengearbeitet hat.