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Der unbekannte Superstar: Michael Kunze wird 80

«Griechischer Wein» und «Ein Bett im Kornfeld» - nur zwei der vielen Hits des Texters Michael Kunze. Er hat auch Musicals übersetzt und geschrieben wie etwa «Tanz der Vampire». Kunze kennt eine Zutat für einen guten Song.
Michael Kunze wird 80
Michael Kunze wird 80. © Marcus Brandt/dpa

So ziemlich jeder dürfte seine Lieder kennen, doch mit seinem Namen sind die wenigsten vertraut: Michael Kunze textete Evergreens wie «Griechischer Wein», «Ohne Dich (schlaf ich heut' Nacht nicht ein)» und «Ein Bett im Kornfeld», schrieb Musicals wie «Elisabeth» und «Rebecca», übersetzte «Das Phantom der Oper». Und er ist der einzige deutsche Musicalautor, der den New Yorker Broadway erreichte.

Für sein Schaffen hat der Wahl-Hamburger unter anderem 56 Goldene Schallplatten, 23 Platin-Platten sowie den «Echo» 2005 für sein Lebenswerk erhalten. Als «der erfolgreichste deutschsprachige Songwriter des 20. Jahrhunderts» ging er 2006 aus einer ZDF-Recherche hervor. In Japan und Südkorea kommen Fans sogar zu Kunze-Song-Abenden zusammen.

Doch in seiner Heimat Deutschland ist der Name dieses Superstars des internationalen Showbusiness nur wenigen Menschen ein Begriff. Kunze, der am 9. November 80 Jahre alt wird, scheint das kaum zu berühren. Eitel wirkt er nicht - eher sehr realistisch. «Das alles ist mir nie zu Kopf gestiegen. Du sitzt immer wieder vor einem leeren Blatt und fürchtest, dass du das nächste Mal nicht hinkriegst», sagt der verbindlich-zurückhaltende Künstler, Autor und Storyarchitekt mit sanfter Stimme der Deutschen Presse-Agentur. Bei Kaffee und Keksen im großzügigen Dachgeschoss-Atelier seiner weißen Villa nahe der Alster fügt er hinzu: «Der Druck ist enorm - aber der Druck sorgt auch dafür, dass du nicht überschnappst.»

Promovierter Jurist

Von seiner Ausbildung her ist der 1943 in Prag (damals Reichsprotektorat Böhmen und Mähren) geborene Kunze promovierter Jurist und Rechtshistoriker. Kunze wuchs in Stuttgart und München auf. Schon als Schüler verfasste er Theaterstücke, schrieb Lieder und gründete eine Gesangsgruppe.

Nach einem Praktikum im Musikverlag Meisel in Berlin stand die Berufswahl des Rock'n'Roll- und Folk-Fans fest. «Ich hatte befürchtet, diese Schlagerleute wären Einfaltspinsel», erinnert er sich schmunzelnd. «Doch bei Meisel lernte ich gleich Christian Bruhn kennen. Mit dem konnte ich über Thomas Mann und Heinrich Heine reden.» Bis heute ist Kunze mit dem Produzenten und Komponisten («Zwei kleine Italiener») befreundet. Disco-König Giorgio Moroder («Love To Love You Baby») und Ralph Siegel («Ein bisschen Frieden») sind weitere Größen, die Kunzes Karriere beflügelten. Nach seinem Studium war er jedoch erst einmal arbeitslos.

Bis seine Frau Roswitha, die er jung heiratete, 1969 in einer Münchner Kneipe Peter Maffay entdeckte. Der Titel «Du», den Kunze zur Musik von Peter Orloff für den 20-Jährigen textete und produzierte, brachte ihm seine erste Goldene Schallplatte ein. «Damit hatte ich den Fuß in der Tür», erzählt er der dpa. Was war der Antrieb für seinen Berufsweg? «Ich bin mit Kopf und Herz jemand, der gerne Geschichten erzählt», so Kunze. Und er sagt auch: «Mit begabten Künstlern zu arbeiten, war für mich ein Privileg. Die Genialsten waren immer auch die Nettesten.» Wie zum Beispiel Udo Jürgens, mit dem er etwa «Ich war noch niemals in New York» geschaffen hat.

Kunze: Lieder müssen den Zeitgeist treffen

Was braucht es, damit ein Lied ein Hit wird? «Dafür sind zwei Dinge notwendig», so der Erfolgreiche. «Zum einen ist Unterhaltungsmusik eine Modesache - der Sound, die ganze Art, wie sie aufgebaut wird. Das muss man studieren. Zum anderen muss der Text den Zeitgeist treffen. Ein gelungener Text repräsentiert die Zeit, aus der er stammt.»

1974 gründete Kunze eine Disco-Band - die «Silver Convention», deren Hit «Fly, Robin, Fly» die erste Nummer eins eines deutschen Produzenten in den USA wurde. Auf den Grammy, den er dafür mit dem Komponisten Sylvester Levay erhielt, ist er noch heute stolz. Dennoch legte er 1980, um mehr Zeit für Frau und Sohn zu haben, seine Arbeit als Produzent nieder. Wollte nur noch Lieder texten. Aber dann kam das Theater. Die internationale Musical-Karriere des Künstlers, der zudem Sachbücher schreibt und Fernsehshows entwickelt hat, begann 1983 mit einem Auftrag für die deutsche Fassung von «Evita» am Theater an der Wien (Wien).

Bei der Produktion lernte er den Broadway-Produzenten und Regisseur Harold Prince (1928-2019), den Komponisten Andrew Lloyd-Webber und den Librettisten Tim Rice kennen. Kooperationen wie «Cats», «Der König der Löwen» und «Mamma Mia!» folgten. In «Elisabeth» über die Habsburger Kaiserin schuf er 1992 ein erstes eigenes Werk. Das floppte zunächst - um dann weltweit von 14 Millionen Menschen besucht zu werden. Für «Tanz der Vampire» nach dem Kinohit von und mit Roman Polanski arbeitete der Wahl-Hanseat mit dem Hollywood-Regisseur zusammen.

Neubearbeitung von «Tanz der Vampire»

Die Stage-Entertainment-Gruppe, die in Deutschland zahlreiche Musicals auf die Bühne bringt, lobt Kunze für seine «beeindruckende und vielseitige Karriere». Er sei eine «Musical-Legende», schreibt das Unternehmen dazu. «Michael Kunze schafft es also nach wie vor, mit seinen Geschichten die Menschen zu berühren.»

In einer Neubearbeitung ist «Tanz der Vampire» von Sonntag (12. November) an als teils lustige, teils psychologische Geschichte über das Erwachsenwerden wieder im Hamburger Stage-Operettenhaus zu erleben. «Die Leute sollten nicht nur einen netten Abend erleben», wünscht sich Kunze für alle seine Musicals, «sondern auch etwas mitnehmen, worüber sie reden können - was ihr eigenes Leben betrifft».

Im Auftrag der Evangelischen Kirche schreibt der Librettist außerdem Pop-Oratorien für riesige Chöre. So wird «Bethlehem» zu Klängen von Dieter Falk am 16. Dezember in Düsseldorf uraufgeführt. Und in Tokio läuft im selben Monat das Musical «Beethoven» nach Noten Levays an. Zu beiden Ereignissen wird Kunze anreisen. Doch erst einmal will er in Hamburg seinen 80. Geburtstag feiern - mit Familie, Freunden und Weggefährten.

© dpa ⁄ Ulrike Cordes, dpa
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