Bryan Cranston & Diane Kruger undercover: "The Infiltrator"
29.09.2016 - In diesem auf wahren Begebenheiten basierenden Thriller versuchen der "Breaking Bad"-Star und die GOLDENE KAMERA-Gewinnerin, das Medellín-Drogenkartell zu zerschlagen.
Pablo Escobar ist Kult! Seit Neflix in seiner gefeierten Original-Serie "Narcos" Aufstieg und Fall des berüchtigsten Drogenbarons der 1980er Jahre ins Visier genommen hat und "Snowden"-Regisseur Oliver Stone mit einem Biopic liebäugelt, steht der 1993 erschossene Chef des Medellín-Kartells wieder im medialen Licht der Öffentlichkeit. In "The Infiltratror" (ab 29. September im Kino) spielt "El Patrón" nur als Phantom im Hintergrund eine Rolle. Stattdessen beleuchtet das Crime-Drama von Brad Furman ("Der Mandat"), mit welch ausgeklügelten Undercover-Einsätzen die amerikanische Drogenfahndung die Organisation des Kolumbianers zu Sturz brachte und welchen persönlichen Preis die Agenten dafür gezahlt haben.
Bryan Cranston schlüpft in die Rolle des verdeckten Ermittlers Robert Mazur, auf dessen gleichnamigen Autobiographie "The Infiltrator" basiert. Da mit einzelnen Schlägen gegen Drogendealer der Kokain-Flut nicht beizukommen ist, von der die USA des Jahres 1986 überschwemmt wird, schlägt der Agent der amerikanischen Zollbehörde vor, stattdessen das Finanzsystem des Medellín-Kartells zu infiltrieren. Zu diesem Zweck nimmt der biedere Familienvater die Scheinidentität des Geschäfts- und Lebemanns Bob Musella an, der als Experte für Geldwäsche das Vertrauen von Escobars rechter Hand Roberto Alcaino (Benjamin Bratt) gewinnen soll. Zur perfekten Tarnung wird Mazur die noch unerfahrene Agentin Kathy Ertz (Diane Kruger) zur Seite gestellt. Ein Plan, der fast zu gut aufzugehen scheint, denn je mehr sich das falsche Paar mit Alcaino und seiner Frau Gloria (Elena Anaya) anfreunden, desto mehr entfremden sich die Undercover-Spione von ihrem Auftrag und ihrem realen Leben.
Dass Bryan Cranston die perfekte Besetzung für eine Figur ist, die sich immer mehr ihrem erfundenen Alter Ego annähert, wissen wir seit seiner mehrfach preisgekrönten Darstellung des "Breaking Bad"-Drogenpaten wider Willen Walter White. An der Seite von Diane Kruger bekommt sein emotionaler Kampf mit der Schizophrenie eines riskanten Doppellebens aber eine andere Dynamik.
Schauspielerisch genauso überzeugend wie ihr gewohnt exzellente Filmpartner macht die Gewinnerin der GOLDENEN KAMERA 2010 als Cranstons Spiegelfläche den innerlichen Zwiespalt spürbar, der entsteht, wenn die Prioritäten durcheinander geraten. Indem sich Brad Furman ausgiebig Zeit für die Darstellung der fatal aufrichtigen Freundschaft zwischen den Musellas und den Alcainos lässt, manifestiert der Regisseur einen "gefühlsechten" Gegenpol zu den rauschhaft inszenierten Extravaganzen des verführerischen 80er-Mafia-Lifestyles. Und erzeugt damit ein faszinierendes Spannungsfeld, das "The Infiltrator" aus dem Hollywood-Kanon des altbekannten Undercover-Thrillers herausstechen lässt.
Alle, die auf höchst atmosphärische Adaptionen realer Fälle der Kriminalgeschichte stehen.
Weil Bryan Cranston und Diane Kruger in schauspielerischer Höchstform den Gefahren des Undercover-Lebens bemerkenswert gefühlsechten Ausdruck verleihen.
David O. Russells "American Hustle" und Mike Newells "Donnie Brasco"
Text: Alexander Attimonelli
© Goldene Kamera ⁄ Alexander Attimonelli