Metallindustrie: Kompromisssuche jetzt in Expertenrunden
21.01.2021 - Die Tarifparteien der bayerischen Metall- und Elektroindustrie wollen jetzt in Expertenrunden Möglichkeiten für einen Kompromiss ausloten. Die zweite Verhandlungsrunde sei zwar konstruktiv und sachlich verlaufen, aber die Positionen lägen noch sehr weit auseinander, sagten IG-Metall-Bezirkschef Johann Horn und Arbeitgeber-Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke am Donnerstag in München.
«Die Beschäftigten würden nicht verstehen, wenn es jetzt Nullrunden gibt», sagte Horn und wies darauf hin, dass die Friedenspflicht am 2. März endet. Danach sind Warnstreiks möglich. Die Gewerkschaft fordert vier Prozent mehr Lohn für die rund 850 000 Beschäftigen der Branche in Bayern - oder aber, wo es schlecht läuft, eine Absenkung der Arbeitszeit mit teilweisem Entgeltausgleich.
Größter Knackpunkt ist die von den Arbeitgebern angestrebte Flexibilisierung der Tarifverträge. Zwei Drittel der Betriebe hätten Kurzarbeit, neben Corona fordere der Strukturwandel den Großteil der Betriebe heraus, sagte Renkhoff-Mücke. Statt erst im Nachgang zu einem Tarifabschluss Sonderlösungen für kriselnde Betriebe einzeln mühsam auszuhandeln, sollten IG Metall und Arbeitgeberverband deshalb schon im Tarifvertrag festschreiben, bei welchen nachprüfbaren Bilanzzahlen ein Betrieb davon abweichen könne. «Wir brauchen für die Betriebe eine praktikable Lösung.»
Horn sagte, eine solche Flexibilisierung mit Abweichungen etwa beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld, «das sind alles Themen, die für die IG Metall toxisch sind! Weil sie die Sicherheit des Tarifvertrags auflösen.» Auch die Gewerkschaft strebe einen Abschluss bis März an; «aber niemand kann sagen, ob wir das hinkriegen.»
Nach den Expertenrunden wollen die Tarifparteien am 8. Februar zur dritten Verhandlungsrunde wieder zusammenkommen.
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