Jüdischer Verbandschef hält Kippa-Warnung für «unsinnig»
27.05.2019 - Hannover (dpa/lni) - Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst, hält die Kippa-Warnung des Antisemitismus-Beauftragten der Bundesregierung für «unsinnig». Felix Klein hatte vor wenigen Tagen in einem Interview Juden davon abgeraten, sich überall in Deutschland mit der traditionellen Kopfbedeckung zu zeigen. «Tagsüber mit Kippa in Hannover herumzulaufen, ist kein Problem», sagte Fürst am Montag.
Im vergangenen Jahr war in Niedersachsen die Zahl der antisemitischen Straftaten laut Innenministerium von 128 auf 99 gesunken. «Probleme mit Antisemitismus haben vor allem Berlin und Nordhein-Westfalen», so Fürst. In Niedersachsen sehe er keinen wachsenden Antisemitismus - obwohl vor rund einer Woche ein dem Anschein nach antisemitischer Angriff auf zwei seiner Gemeindemitglieder verübt wurde. Vor deren Wohnhaus in Hemmingen bei Hannover hatten Unbekannte ein Feuer gelegt und das Wort «Jude» aufgeschmiert.
«Wir sind überrascht, aber wir haben keine Panik», sagte Fürst. Er gehe von einer Einzeltat aus. Der Gemeindeleiter habe das jüdische Paar nach dem Angriff kontaktiert: «Sie waren bestürzt.»
Aus Solidarität mit den Eheleuten hatte das Bündnis «Gegen jeden Antisemitismus» für Montagnachmittag zu einer Kundgebung in Hannover aufgerufen. «Wir verurteilen die Geschehnisse in Hemmingen aufs Schärfste», schrieb das Bündnis. Auch Fürst wollte die Kundgebung besuchen: «Um dem Ehepaar zu zeigen, dass sie nicht alleine sind.»
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