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ADHS bei Erwachsenen: Der Weg zur Diagnose

Anzeichen für ADHS gibt es zwar in der Regel schon in der Kindheit, doch manchmal wird die Störung erst im Erwachsenenalter entdeckt. Welche Hinweise sollte man ernstnehmen?
ADHS bei Erwachsenen: Der Weg zur Diagnose
Das Gehirn von Menschen mit ADHS funktioniert anders als das von sogenannten neurotypischen Menschen. Das kann auch eine Stärke sein - und Betroffene zu kreativen Krisenmanagern machen. © Seventyfour/Westend61/dpa-tmn

Wenn das eigene Kind die Diagnose ADHS - kurz für: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung - bekommt, bringt das viele Eltern dazu, neu auf ihr eigenes Erleben und Fühlen zu blicken. Auf einmal steht die Frage im Raum: Bin ich vielleicht auch betroffen und die Störung wurde bislang nicht entdeckt?

«Für viele Erwachsene ist eine ADHS-Diagnose des Kindes der erste Anlass, sich selbst ebenfalls testen zu lassen», sagt Matthias Rudolph. Er ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Aus gutem Grund. Denn ADHS ist eine neurobiologische Stoffwechselstörung, die genetisch bedingt ist. Das Gehirn leidet dabei unter ständiger Reizüberflutung, die Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin sind im Ungleichgewicht.

Probleme mit dem roten Faden

Ernstzunehmende Hinweise auf ADHS sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und mangelnde Frustrationstoleranz, eventuell auch Unruhe, Vergesslichkeit oder Tagträumerei.

Manche Betroffenen handeln generell aus dem Bauch heraus, leiden unter Stimmungsschwankungen, beenden auch mal abrupt ihre Partnerschaft oder kündigen den Job. Andere treiben mit großem Eifer (Extrem-)Sport.

Nicht selten sind Alkohol und Drogen im Spiel. Letzteres allerdings nicht wegen des Kicks. «Teilweise nutzen ADHSler Drogen als Versuch einer Selbsttherapie», sagt Carolin Zimmermann, Fachärztin für Neurologie und Nervenheilkunde in München.

Dazu kommen «Probleme mit dem roten Faden» wie Matthias Rudolph es nennt. Das systematische Planen des Alltags fällt vielen schwer. Ständig verlegt man Gegenstände wie Schlüssel, Handy oder Kreditkarte.

Doch viele Menschen mit ADHS können sich auch hyperfokussieren, wenn sie etwas spannend finden. Sie sind perfekte Krisenmanager, sie laufen zu Höchstform auf, wenn andere nicht mehr weiterwissen. «Deswegen sind viele im künstlerischen oder Show-Bereich tätig, arbeiten in der IT oder in Start-ups», sagt Carolin Zimmermann.

Warum bei Frauen ADHS seltener entdeckt wird

Die Wahrscheinlichkeit, dass ADHS entdeckt wird, sei bei Frauen geringer als bei Männern, sagt Matthias Rudolph. Das hat vor allem mit Vorurteilen zu tun, die noch immer in vielen Köpfen herrschen. Auf der einen Seite das Bild des zappeligen Jungen, auf der anderen Seite das des ruhigen, verträumten Mädchens. «Das stimmt aber nicht immer, wenn man genauer hinschaut.»

Der größte Unterschied liege im Umgang mit ADHS. Männer seien eher extrovertiert und interpretierten eigenes Fehlverhalten als Schuld der anderen. Frauen neigten dagegen häufiger dazu, vermeintliches Fehlverhalten auf sich zu beziehen. Die Folge: «Viele Frauen erscheinen mit Depressionen und Ängsten in der Sprechstunde.»

80 Prozent der Erwachsenen ADHS-Betroffenen hätten eine weitere Störung, sagt Rudolph. 60 Prozent hätten zwei oder mehr Erkrankungen wie Angststörungen, Depression oder Sucht.

ADHS: Wohin man sich beim Verdacht am besten wendet

Die Diagnose ADHS können Fachärztinnen und Fachärzte für Neurologie, für Psychotherapie, für Psychiatrie oder für Psychosomatische Medizin stellen. Ohne Geduld geht es leider nicht: Die Wartezeiten betragen zum Teil viele, viele Monate.

Es sei durchaus sinnvoll, zuerst zum Hausarzt oder der Hausärztin zu gehen, sagt Carolin Zimmermann. Er oder sie kann zumindest eine erste Einschätzung geben und gegebenenfalls weiterüberweisen.

Gemeinsam könne man einen Screeningbogen der Weltgesundheitsorganisation WHO durchgehen oder alte Schulzeugnisse mit Text aus der Grundschule analysieren, falls vorhanden. Die Texte darin lassen sich Rudolph und Zimmermann immer zeigen, wenn Menschen mit ADHS-Verdacht in ihre Sprechstunden kommen.

Denn für eine Diagnose muss nachgewiesen sein, dass eine Störung vorliegt, die es bereits im Kindesalter gab und die im Erwachsenenalter weiterhin besteht.

Neben Zeugnissen und möglichen Vorbefunden kann für die Sprechstunde beim Facharzt eine vorbereitete Liste mit typischen Symptomen sinnvoll sein, erklärt Zimmermann.

Steht die Diagnose, setzt sich die Therapie aus mehreren Elementen zusammen. Ein wichtiger Baustein sind Medikamente, ergänzt wird die Behandlung oft durch eine Verhaltenstherapie, bei der es darum geht, das Leben besser zu strukturieren. Andere Bausteine können Ergotherapie, Sport und Selbsthilfegruppen sein.

© dpa ⁄ Bernadette Winter, dpa
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