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Pasta bis ins Weltall - Italien wirbt für eigene Küche

Die «cucina italiana» soll immaterielles Weltkulturerbe werden - dafür soll Pasta nun auch auf den Teller von Astronauten kommen. Aber wie traditionell ist die italienische Küche wirklich?
Italien
Markt in Rom: Verschiedene Nudelsorten werden auf dem Campo de' Fiori angeboten. © Robert Messer/dpa

Auf kaum etwas sind Italiener so stolz wie auf ihre kulinarische Tradition. Die italienische Küche gilt als Inbegriff von Tradition und Genuss - und ist weltweit Verkaufsschlager.

Doch damit nicht genug. Nun soll erstmals sogar im Weltall «cucina italiana» serviert werden: Zu Italiens aktueller Bewerbung um die Anerkennung der nationalen Küche als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe gehört, dass auch die Astronauten der neuen Mission der Internationalen Raumstation (ISS) Pasta bekommen. Passenderweise ist einer der Raumfahrer Italiener, Luftwaffenoberst Walter Villadei.

Die Raumfahrer treten an diesem Mittwoch (17. Januar) aus Florida die Reise ins All an. Wie üblich stehen zahlreiche wissenschaftliche Experimente auf dem Programm. Das Sonderprojekt «Italian Space Food» läuft unter der Federführung von Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida. Es sieht vor, dass die Astronauten der Axiom Mission 3 (Ax-3) mit fertigen Pasta-Menüs verköstigt werden.

Oberst Villadei wird bei seinen drei Mitreisenden vermutlich nicht allzu viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, auch wenn Pasta und Saucen natürlich nur Fertiggerichte sind. In der Quarantäne vor dem Abflug bekamen sie bereits einen Vorgeschmack.

Welttag der «cucina italiana» und Pasta im Kosmos

Zudem startet der Flug mit Pasta auch noch am «Internationalen Tag der italienischen Küche» - ein Zufall, der der rechten Regierung in Rom gefallen wird. Seit ihrem Amtsantritt vor mehr als einem Jahr rührt die auf Tradition pochende Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Werbetrommel für alles, was «Made in Italy» ist. Da kommen ihr der Welttag der «cucina italiana» und das Allprojekt gerade recht. Meloni zeigte sich erfreut, «exzellente Lebensmittel und ein ikonisches Produkt wie Pasta» in den Weltraum zu bringen.

Am «Internationalen Tag der italienischen Küche» stehen überall auf der Welt Veranstaltungen und Food-Festivals zu Ehren der Küche an. Der Welttag findet am Gedenktag von Antonius dem Großen statt, einem christlichen Mönch, der Schutzpatron der Metzger ist.

Doch wie traditionell ist die italienische Küche wirklich? Seit einiger Zeit sehen Kritiker hinter dem Label «typisch italienisch» im Zusammenhang mit Essen eine kluge Marketingstrategie und - mit Blick auf die Rechtsregierung - auch eine identitätsstiftende Funktion.

Italienische Küche gar nicht so traditionell?

Einer der Kritiker ist der Historiker Alberto Grandi, der mit steilen Thesen zur italienischen Küche immer wieder für emotionale Furore in seiner Heimat sorgt. Seine These: Die «cucina italiana» ist gar nicht traditionell, sondern nur einige Jahrzehnte alt und auf gutes Marketing zurückzuführen. «Man kann sagen, dass fast alles, was über die italienische Küche gesagt wird, falsch ist», sagt Grandi der Deutschen Presse-Agentur.

Der 56-Jährige wurde bekannt mit seinem Buch «Denominazione di Origine Inventata (DOI)» (italienisch für: erfundene Herkunftsbezeichnung) - eine Verballhornung des DOP-Siegels für italienische Waren, das für die geschützte Herkunftsbezeichnung steht. Inzwischen macht er unter dem Namen DOI auch einen Podcast.

Carbonara und traditioneller Parmesan aus den USA

Von der Pizza hätten die meisten Italiener erst in den 1950er Jahren gehört, so Grandi. Die Carbonara sei ursprünglich ein amerikanisches Gericht, Tiramisù und Panettone hält er für relativ neue Erfindungen. Der beste Parmesan - benannt nach der Region rund um Parma in Norditalien - werde eigentlich im US-Bundesstaat Wisconsin produziert. Die beliebten Pachino-Tomaten - nach Pachino im Süden Siziliens benannt - seien von Forschern in Israel gezüchtet worden.

Die Italiener wollen, so Grandi, die Weiterentwicklung ihrer Küche aufhalten. Dabei zeige die Geschichte, dass die Gerichte, die heute als hundertprozentig italienisch angesehen werden, in Wirklichkeit das Ergebnis von Kreuzungen, Vertauschungen und Nachahmungen seien. «Die Italiener haben der Welt nicht beigebracht, wie man kocht, sondern sie haben das als Migranten in den Ländern gelernt, in denen sie gearbeitet haben.»

Kritik an Grandis Thesen auch von Regierung in Rom

Mit seinen Thesen eckt er in Italien an. Ein Interview in der britischen Zeitung «Financial Times» im vergangenen Jahr rief sogar die Regierung in Rom auf den Plan. «Ich glaube, dass die Küche heute das letzte Element der Identität ist, das den Italienern geblieben ist. Deshalb werden sie sehr wütend, wenn die Geschichte unserer Rezepte in Frage gestellt wird», so Grandi. «Italien möchte die Zeit anhalten, in einer ewigen Gegenwart leben, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Aber genau diese Haltung wird unser Image zerstören.»

Der Historiker bezweifelt auch, dass ein Welttag sowie Pasta im Weltall der traditionellen Kochkunst einen Gefallen tun. Der Internationale Tag der italienischen Küche sei einfach eine weitere Werbeinitiative. Auch das Pasta-Projekt im Weltall sei ähnlich. Diese PR-Clous sind Grandi zufolge allerdings keine Spezialität von Melonis Rechtsregierung. «Tradition und Küche sind Querschnittsthemen, auf denen selbst die Linke in gewissem Maße herumreitet.»

Es bleibt abzuwarten, ob die fertigen Menüs den ISS-Astronauten schmecken - und ob die Initiative Italien einen Schritt näher an das Unesco-Weltkulturerbe bringt.

© dpa ⁄ Robert Messer, dpa
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