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Bayerns Bibliotheken registrieren 16 Millionen Besuche

Mehr als 700 kommunale Bibliotheken gibt es in Bayern - wer hier regaleweise verstaubte Bücher vermutet, irrt: Warum es inzwischen auch Muffinbleche und Akkuschrauber zum Ausleihen gibt.
Stadtbibliothek Bayreuth
Die Jugendbuchabteilung in der RW 21 Stadtbibliothek in Bayreuth. © Daniel Vogl/dpa

Frische, moderne Farben, viel Platz, gemütliche Leseecken, eine Rolltreppe für den bequemen Wechsel von Stockwerk zu Stockwerk: Dort, wo die Stadt Bayreuth vor einigen Jahren ihre Bibliothek eingerichtet hat, wurden früher Klamotten verkauft. Doch das Kaufhaus schloss. Und der Teil der Fußgängerzone drohte zu veröden. Mit der Einrichtung der Stadtbibliothek ist es wieder deutlich lebendiger geworden in der Richard-Wagner-Straße. «Die Bibliothek ist Teil der Innenstadt», sagt ihr Leiter Jörg Weinreich. Mit der Größe der Bibliothek - 3000 Quadratmeter fürs Publikum - steche Bayreuth im Vergleich zu anderen Städten im Segment zwischen 50 000 und 100 000 Einwohnern heraus.

Die kommunalen Bibliotheken im Freistaat haben die Folgen der Corona-Einschränkungen weitgehend hinter sich gelassen. Mehr als 980 000 Menschen waren im Vorjahr aktive Nutzerinnen oder Nutzer einer öffentlichen Bibliothek in Bayern. Damit habe man fast das Niveau des Jahres 2019 - also des Jahres vor der Pandemie - erreicht, teilte die Landesfachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen mit. Es wurden fast 16 Millionen Bibliotheksbesuche im Jahr 2023 registriert - das sind nicht so viele wie 2019. Damals kamen die Bibliotheken zwischen Aschaffenburg und Freilassing auf nahezu 19,5 Millionen Besuche.

Das «Wohnzimmer» in der Stadt

In die Bibliothek kann jeder. Es braucht dazu nicht einmal einen Benutzer-Ausweis, denn auch ohne Ausleihen darf man sich hier aufhalten: Zeitung lesen, einen aktuellen Bestseller oder auch einmal einen Klassiker wie Goethe in die Hand nehmen oder sich in der Gaming-Ecke umschauen. «Wir bieten Aufenthaltsräume ohne, dass man etwas kaufen oder konsumieren muss», sagt Weinreich.

Als «dritter Ort» neben dem Zuhause und dem Arbeitsplatz oder der Schule wird die Bibliothek eben deshalb auch oft bezeichnet. «Wohnzimmer in der Stadt» nennt Sabine Guhl eine Bibliothek gerne. Sie ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Bayerischen Bibliotheksverband und Chefin der Weidener Bibliothek. Schon in der ersten Flüchtlingswelle habe sie bemerkt, dass die Menschen gerne hierher kämen. Auch registriere sie viele ältere Besucherinnen und Besucher. Somit habe die Bibliothek eine soziale Funktion: «Das Thema Einsamkeit ploppt ja inzwischen sehr oft auf, gerade in den Städten.» Bei der Landesfachstelle heißt es: «Bibliotheken stehen für Chancengleichheit, gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe, sie bieten die Möglichkeit, sich zu informieren und weiterzubilden.»

Und längst gibt es in den Bibliotheken nicht nur Bücher oder andere Medien zum Entleihen. Sondern auch allerlei andere Dinge - vom Muffinblech übers Gartenwerkzeug bis hin zum Akkuschrauber. «Die Bibliothek der Dinge wird zum Standard, vor allem auch wegen des Nachhaltigkeitsgedankens», sagt Guhl. «Immer mehr steigen ein.» In größeren Städten seien zudem die Wohnungen meist kleiner, so dass Stauraum fehle. Und wenn jemand nur alle paar Monaten eine Nudelmaschine braucht, leiht er sie eben in der Bibliothek. So nimmt das Gerät zu Hause nicht dauerhaft Platz weg. Oder jemand will ausprobieren, ob Häkeln das neue Hobby werden könnte? Das lässt sich beim Ausleihen eines Häkelsets herausfinden.

Musikinstrumente und Gemälde

In Bayreuth werden etwa Musikinstrumente verliehen. Und Gemälde, die man ein paar Wochen lang daheim aufhängen kann. Derzeit seien vor allem Gesellschaftsspiele für Erwachsene gefragt, sagt Weinreich. Dieser Trend aus Corona-Zeiten, dass man sich zu Hause beschäftigt habe, sei geblieben.

Apropos Corona: Seitdem seien auch E-Medien sehr gefragt, vom Online-Lernkurs bis zum Hörbuch. Gerade bei englischsprachigen Hörbüchern seien die Nutzerzahlen extrem hoch, hat Weinreich beobachtet. Als klassisches Buch würden vor allem Romane und Reiseführer ausgeliehen: «Hier will man lieber das Buch in der Hand halten.»

Schon seit einiger Zeit bundesweit in der Diskussion ist die Frage, ob Bibliotheken auch am Sonntag öffnen dürfen. Verknüpft ist das Thema oft mit dem Konzept «Open Library»: Nutzerinnen und Nutzer können damit auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten mit ihrem Ausweis in die Bibliothek gelangen und dort ausleihen. Fachpersonal ist nicht anwesend. Als Beispiel nennt Expertin Guhl die Bibliothek im Würzburger Stadtteil Hubland. Die Einrichtung habe von 7 bis 22 Uhr geöffnet, Personal sei aber nur zu den Kernzeiten da. Ihr sei versichert worden, alles laufe hervorragend, es gebe keinen Vandalismus.

Die Landesfachstelle weist zudem auf zahlreiche Projekte bayerischer Bibliotheken zur Demokratiebildung hin. Auch für Guhl ist das ein «Megathema», Stichwort: Zugang zu Informationen. Fast jede Bibliothek biete inzwischen Schulführungen dazu an, wie Jugendliche Fake News erkennen können.

Sorge vor Einsparungen

730 Bibliotheken in kommunaler Trägerschaft gibt es bayernweit. Ihr Betrieb ist eine freiwillige Leistung, keine Pflichtaufgabe. Gerade in Zeiten klammer Kassen könnte das durchaus zu Einsparungen führen. «Das ist zu befürchten», sagt Guhl. Wichtig sei es deshalb, dass sich die Bibliotheken positionieren und darauf hinweisen, wie wichtig sie sind für Demokratiebildung und Leseförderung.

Die Rolle der Bibliotheken wandele sich, sagt der Bayreuther Stadtbibliotheks-Chef Weinreich. Die Bücherregale würden weiter an die Wand rücken, «der Raum für die Menschen bleibt wichtig». Passend dazu hat man in Bayreuth jüngst eine Brotzeitecke eingerichtet. Am großen Tisch können die Besucherinnen und Besucher ihre Brotzeit auspacken.

Die Bibliothek werde zunehmend ein Raum für die gemeinschaftliche Nutzung, etwa für Sprachkurse, sagt Weinreich. «Ich glaube, das ist die Zukunft.» Was freilich nicht heiße, dass das Buch nicht mehr wichtig sei. «Es ist Wissen, das gesammelt wird - und das liegt in vielfacher Form eben gedruckt vor.»

© dpa ⁄ Kathrin Zeilmann, dpa
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