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Bauernprotest: Für gesundes Essen und Umweltschutz

Wieder demonstrieren viele Bauern in Berlin. Doch diesmal haben sie andere Anliegen als den Erhalt von Subventionen. Es geht um eine umweltschonende Art der Landwirtschaft - und um eine sichere Ernährung auf der Welt.
Demonstration «Wir haben es satt»
Bauern stehen mit Traktoren bei einer Demonstration vor dem Bundeskanzleramt. © Carsten Koall/dpa

Mehrere Tausend Menschen haben zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin für ein Umsteuern in der Landwirtschaft demonstriert. Die Teilnehmer setzten sich am Samstag fur mehr Umwelt- und Tierschutz ein, gegen Gentechnik, für faire Preise für die Erzeugnisse von Landwirten und für den Erhalt vieler Bauernhöfe.

Lautstark und begleitet von mehreren Dutzend Traktoren zogen zunächst rund 1000 Demonstranten zum Kanzleramt. Dort versammelten sich nach Veranstalterangaben rund 8000 Menschen, die Polizei sprach von 7000 Teilnehmern in der Spitze. Zu der Demonstration hatte das Bündnis «Wir haben es satt!» aufgerufen.

Vertreter des Bündnisses übergaben eine Protestnote an Bundesagrarminister Cem Özdemir. Der Grünen-Politiker warb um Unterstützung bei weiteren Schritten etwa für den Umbau von Ställen. Bei einer Agrarministerkonferenz bekannten sich Vertreter aus 65 Ländern zum weiteren Kampf gegen den Hunger.

Agrarexporte der Ukraine so hoch wie vor dem Krieg

«Gesicherte Ernährung ist ein Beitrag für den Frieden», sagte Özdemir anlässlich der Konferenz. Von acht Milliarden Menschen auf der Erde gehe jeder zehnte hungrig ins Bett. Das sei eine unerträgliche Situation, weil es gegen die Menschenrechte verstoße. Die Klimakrise, Russlands Krieg gegen die Ukraine und weitere Konflikte verschärften die Lage.

Für die Landwirtschaft der Ukraine habe sich die Lage weiter verbessert. Der ukrainische Ressortchef Mykola Solskyi habe auf der Konferenz berichtet, «dass die Agrarexporte mittlerweile wieder da sind, wo sie vor dem Krieg waren». Dies sei angesichts des anhaltenden russischen Krieges «ein immenser Erfolg», sagte Özdemir. Dazu beigetragen hätten europäische Bemühungen, Transporte auch über das Schwarze Meer zu ermöglichen.

Am Rande der Konferenz nahm Özdemir Forderungen der Demonstranten für eine Agrarwende entgegen. Diese beklagten auch ein zaghaftes Vorgehen der Bundesregierung etwa bei der Finanzierung für einen Umbau der Tierhaltung zu besseren Bedingungen. Özdemir warb um Unterstützung dafür, lange liegengebliebene Themen anzugehen - auch als Konsequenz aus den Bauernprotesten gegen den Abbau von Subventionen. «Helft mir, dass wir die Sachen mehrheitsfähig kriegen», rief er. Özdemir wies darauf hin, dass eine Anschubfinanzierung für den Tierhaltungsumbau und ein staatliches Tierhaltungslogo schon beschlossen worden seien.

Demonstration von der SPD-Zentrale zum Kanzleramt

Die Demonstration für eine Agrarwende begann an der SPD-Zentrale. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zogen dann zum Bundeskanzleramt, unterwegs kamen zahlreiche Menschen hinzu. Hupen, Trommeln und Dudelsackmusik begleiteten den Protest unter dem Motto «Gutes Essen braucht Zukunft - für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!».

Etwa 40 bis 50 Traktoren waren seit dem Morgen aus dem Umland herangerollt, aber auch Kennzeichen aus Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt waren zu sehen. Ein riesiges aufgeblasenes Huhn wurde auf einem Wagen über die Straßen gezogen. Eine Gruppe trug einen übergroßen Regenwurm, der sich über die Proteststrecke schlängelte.

Auf Transparenten stand: «Bäuerinnenland gehört in Bäuerinnenhand», «Essen ist politisch!» oder «Bauern vor Konzerninteressen». An einem Traktor war auf einem Laken in bunter Schrift zu lesen «Rechte Rüben unterpflügen» - wohl in Anspielung darauf, dass zuletzt auch von rechtspopulistischer Seite zur Teilnahme an manchen Bauernprotesten aufgerufen worden war.

Protest traditionell zur Grünen Woche

Der Protestzug des Bündnisses «Wir haben es satt!» findet seit Jahren zur Grünen Woche statt. Das Spektrum der Teilnehmer reiche «von Jung bis Alt», neben Bauern seien weitere Gruppen wie Imker dabei gewesen, sagte eine Sprecherin. Gefordert wurden auch eine «bunte Landwirtschaft», weniger Bürokratie und eine Stärkung der Demokratie. Zum Trägerkreis gehören unter anderen die Umweltverbände Nabu, BUND, Deutsche Umwelthilfe und die Klimabewegung Fridays For Future.

Disput über Marktstellung von Bauern und Händlern

Im Ringen um auskömmliche Erzeugerpreise hält Grünen-Chefin Ricarda Lang eine stärkere Position der Bauern für notwendig. «Wir müssen dahin kommen, dass Bauern nicht nur von Subventionen leben, sondern vor allem von ihrer harten Arbeit, von ihren Produkten», sagte Lang am Samstag beim Grünen-Landesparteitag in Potsdam. «Dafür brauchen sie mehr Marktmacht. Dafür müssen sie auf Augenhöhe mit den Molkereien, mit den Schlachtereien, mit den Einzelhandelsketten verhandeln können.»

Der Handel wandte sich gegen Aussagen, bei der Preisbildung für Agrarprodukte eine entscheidende Marktmacht zu haben. Der Präsident des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels, Björn Fromm, erläuterte, dass mehrere Abnehmer an der Nachfrage und somit an der Preisbildung beteiligt seien. Etwa 50 Prozent der angelieferten Rohstoffe würden im Ausland vermarktet, so dass Weltmarktpreise eine große Rolle spielten. Direkte Verträge zwischen Handel und Landwirtschaft seien eher selten. Wo es sie gebe, würden sie «unserer Erfahrung nach von der Landwirtschaft geschätzt», sagte Fromm.

© dpa
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