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«Gamechanger» - Region rüstet sich für neue Batteriefabrik

Zeitnah will Northvolt mit dem Bau der Batteriefabrik bei Heide starten. Ministerpräsident Daniel Günther spricht von einem Gamechanger für Schleswig-Holstein. Die Entscheidung wird die Region verändern.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther
Daniel Günther bei einem Interview in seinem Büro in der Staatskanzlei. © Christian Charisius/dpa

Der Bau einer großen Batteriefabrik für Elektroautos bei Heide bietet nach Ansicht der Landesregierung große Chancen für Schleswig-Holstein und die Menschen der Region. «Das ist aus meiner Sicht ein echter Gamechanger», sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstag. Das Projekt des schwedischen Unternehmens Northvolt werde das Gesicht des Landes im positiven Sinne nachhaltig verändern.

Am Montagabend hatte nach Lohe-Rickelshof auch die zweite Standort-Gemeinde Norderwöhrden dem Projekt zugestimmt. Nun fehlt nur noch die Baugenehmigung durch das Landesamt für Umwelt im Zusammenspiel mit dem Kreis Dithmarschen. «Das ist eine Formalie», sagte Landrat Stefan Mohrdieck der Deutschen Presse-Agentur. Er rechne mit bis zu 15 000 Menschen, die in den kommenden Jahren in die Region kämen. Zum Vergleich: Die Kreisstadt hat aktuell gerade einmal 22 000 Einwohner.

Neben den Arbeitsplätzen bei Northvolt und nachfolgenden Ansiedlungen profitiere die Region auch durch den Ausbau der sozialen Infrastruktur, sagte Günther. Die Landesregierung werde die notwendigen finanziellen Ressourcen bereitstellen für alles, was in der Verantwortung des Landes stehe. Die Höhe des Investitionsbedarfes lasse sich noch nicht genau einschätzen. «Klar ist, diese wichtige Investition und die Umsetzung wird nicht am Geld scheitern.» Er sprach von einem historischen Tag für den Norden. «Jetzt haben wir die cooleren Arbeitsplätze bei uns in Schleswig-Holstein.»

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte NDR Info, die Region Heide habe das Interesse des schwedischen Unternehmens geweckt, weil dort schon lange auf Strom aus Windkraft gesetzt werde. «Das hat den Unterschied gemacht gegenüber allen anderen Standorten in Europa. (...) Das zeigt ja, dass die Industriestrategie und die Klimaschutzstrategie eng miteinander verzahnt sind und dieser Plan aufgeht.» Für die Region sieht er große Chancen. «Natürlich werden Leute von außen kommen, nach Schleswig-Holstein ziehen, pendeln.» Kitas, Schulen, Bäckereien und Infrastruktur würden nachziehen. «Das ist schon eine Ankerinvestition, die weite Teile der Westküste Schleswig-Holsteins stärken und attraktiver machen wird.»

Im Gemeinderat von Norderwöhrden fiel die Entscheidung für das Projekt denkbar knapp. Wie erwartet stimmten vier der Mitglieder dafür, drei lehnten die Fabrik ab. Einer von ihnen argumentierte mit der Sorge, dass der Ausbau der Infrastruktur in der ländlichen Region nicht hinterkommen könnte und der kleine Ort mit weniger als 300 Einwohnern davon nicht profitiere. Alle sieben gehören der Freien Wählergemeinschaft Norderwöhrden an. Vizekanzler Habeck sagte mit Blick auf die Entscheidungsgewalt der Gemeindevertreter vor Ort, die Entscheidung sei auch ein starkes Zeichen für die Demokratie.

Northvolt will in der Fabrik Batteriezellen für E-Autos herstellen. Die Produktion soll 2026 anlaufen. Durch die 4,5 Milliarden Euro schwere Investition sollen 3000 Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen habe in das Bauvorhaben bereits rund 100 Millionen Euro an eigenen Mitteln investiert, heißt es aus dem Umfeld. Angedacht ist auch eine Anlage zum Recycling von Altbatterien ausrangierter E-Autos. «In Dithmarschen entstand einst der erste Windpark Deutschlands, nun entstehen hier bald die nachhaltigsten Batteriezellen», sagte der Geschäftsführer von Northvolt in Deutschland, Christofer Haux, nach der Entscheidung der Gemeinde.

Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) sagte dpa, «mit der Entscheidung der Gemeindevertreterinnen und -vertreter aus Lohe-Rickelshof und Norderwöhrden kommen wir unserer Vision von einem grünen Industrieland einen epochalen Schritt näher». Es sei wichtig, dass neben der Produktion auch eine umweltfreundliche Logistikkette organisiert werde. Das Land unterstütze nicht nur bei der Suche nach Fachkräften, sondern auch bei der Realisierung eines Gleisanschlusses. «Wir haben uns mit Northvolt und der Region darauf verständigt, dass eine stufenweise Fertigstellung des Anschlusses zwischen 2027 und 2030 angestrebt wird.» Parallel werde die Elektrifizierung der Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt vorangetrieben.

Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sprach von einem Meilenstein hin zum klimaneutralen Industrieland. «Jetzt ernten wir die Früchte, die wir mit dem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien und unserer Stromnetze hier in Schleswig-Holstein gesät haben.» Die Energiewende sei größter Standortvorteil des Landes.

Der Bezirksleiter Küste der Gewerkschaft IG Metall, Daniel Friedrich, freute sich über die nun herrschende Klarheit. «Es geht nun darum, gute, tarifliche Arbeit zu gewährleisten.»

Die Wohnungswirtschaft forderte Fördermittel. «Ich habe den Eindruck, dass sich in Kiel oder Berlin derzeit nur wenige Gedanken darüber machen, wie in der Region ausreichend Wohnungen geschaffen werden», sagte der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen, Andreas Breitner. «Ohne eine zusätzliche Wohnraumförderung durch das Land und die Bundesregierung wird der Bedarf von bis zu 1500 Wohnungen durch die Ansiedlung von Northvolt nicht gedeckt werden können.»

Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD) forderte, die Landesregierung dürfe die Kommunen bei den anstehenden Herausforderungen nicht allein lassen. «Egal ob bei den anstehenden Planungs- und Genehmigungsverfahren, der Entwicklung der notwendigen Infrastruktur, dem Bau von genügend Wohnraum und Schulen oder dem Anwerben geeigneter Fachkräfte: Schwarz-Grün muss jetzt liefern!»

Vor rund zwei Wochen hatte die EU-Kommission den Weg für Fördermittel und Garantien von Bund und Land von 902 Millionen Euro für Northvolt frei gemacht. Sie fördern das Projekt mit rund 700 Millionen Euro. Hinzu kommen Garantien über weitere 202 Millionen Euro. Von den Fördermitteln entfallen etwa 564 Millionen auf den Bund und bis zu 137 Millionen Euro auf das Land.

© dpa
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