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Fachkräftemangel in der Kirche - Bistümer suchen Seelsorger

Offen, zugewandt und mit Sinn für tiefgreifende Lebensfragen - so könnte das Anforderungsprofil für angehende Seelsorger lauten. Vor allem katholische Bistümer tun sich mit der Nachwuchssuche schwer.
Der Limburger Dom
Der Limburger Dom. © Thomas Frey/dpa/Archivbild

Menschen begleiten in den unterschiedlichsten Lebenslagen - das macht den Beruf des Seelsorgers oder der Seelsorgerin aus und macht ihn zugleich vielfältig wie kaum einen anderen. Doch nach Missbrauchsskandalen und zahllosen Kirchenaustritten finden sich in der katholischen Kirche immer weniger Interessierte für diese Aufgabe - was die Krise weiter verschärft. Um mehr Menschen für den Beruf zu gewinnen, geht man deshalb teils neue Wege.

Das Bistum Limburg beispielsweise informiert seit vergangenem Jahr in Zoom-Gesprächen über die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Priestern und Diakonen sowie Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten. Dazu gehören Taufvorbereitungsgespräche und religionspädagogische Angebote in Kitas und Schulen ebenso wie die Gestaltung von Kinder- und Jugendfreizeiten, die Trauerbegleitung, aber auch Trost und Beistand für Krankenhaus-Patienten, Inhaftierte oder Polizisten. Auf diese anspruchsvollen Aufgaben werden die Anwärter nach ihrem Theologiestudium intensiv in einer zweijährigen Ausbildung vorbereitet, sagt Linda-Maria Gall, Referentin für Berufungspastoral im Bistum Limburg.

373 Seelsorger und Seelsorgerinnen sind in dem Bistum derzeit tätig. Insgesamt 20 vakante Stellen gebe es in diesem Bereich, dem stünden derzeit 30 Personen gegenüber, die an Hochschulen Theologie studieren und als Anwärterinnen und Anwärter infrage kämen - damit sei das Bistum noch in einer relativ guten Lage, sagt Gall. Trotzdem soll die Personalsuche intensiviert werden, etwa über soziale Netzwerke, denn engagierte Seelsorger sind ein entscheidender Zukunftsfaktor. Auch auf Jobmessen und sogar einem Musikfestival präsentiert sich das Bistum als Arbeitgeber. Ein im vergangenen November geschalteter und aufwendig produzierter Kino-Spot erbrachte allerdings nicht die erhoffte Resonanz - genau eine Person habe sich daraufhin gemeldet, und auch bei den monatlichen Zoom-Gesprächen waren es bisher nicht mehr Teilnehmer. Die Kirche als Arbeitgeber - das sei offenbar «gar nicht mehr präsent in den Köpfen der Leute», sagt Gall.

Im Bistum Fulda wünscht man sich ebenfalls mehr Seelsorgerinnen und Seelsorger, wie ein Sprecher sagte. «Das schließt selbstverständlich auch den Priesterberuf ein.» Aktuell sind in dem Bistum 109 Priester, 35 Ständige Diakone im Haupt- und Zivilberuf, 30 Pastoralreferentinnen und -referenten sowie 106 Gemeindereferentinnen und -referenten als Seelsorger aktiv. «Alle pastoralen Berufsgruppen begleiten und beraten Menschen in ihrem Glauben und ihrem Leben, so der Sprecher. Der berufliche Einstieg erfolge in mehreren, aufeinander aufbauenden Schritten. So begleite man junge Menschen während ihres Studiums in Theologie oder Religionspädagogik mit unterstützenden Angeboten, die auf den späteren Beruf in der Seelsorge vorbereiten. Der Bewerberkreis zähle aktuell 24 Personen. An die Studiengänge schließe sich eine zweite, kooperative Bildungsphase für alle Berufsgruppen an.

Auch im Bistum Mainz ist das Interesse an seelsorglichen Berufen gesunken - «seien es Priester, Diakone, Pastoral- oder Gemeindereferentinnen oder -referenten», heißt es aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Die Kirche in Deutschland erlebe einen vielfältigen Wandel mit steigenden Kirchenaustritten, sinkender Finanzkraft und sinkendem Interesse an kirchlichen Berufen. «Der Pastorale Weg ist bereits seit einigen Jahren eine intensive Reaktion des Bistums.» Dieser bezeichnet die Weiterentwicklung der Kirche in Mainz und betrifft die geistliche und die organisatorische Ebene. «Im Bistum werden die bisher bestehenden 135 pastoralen Einheiten bis 2030 in 46 neu zu gründenden Pfarreien aufgehen», sagt ein Sprecher. Diese Pfarreien werden im Rahmen eines neuen Modells von Pfarrer, Koordinatorin oder Koordinator und Verwaltungsleiter oder Verwaltungsleiterin geleitet. «In der Seelsorge ist der Pfarrer kein Einzelkämpfer mehr, sondern arbeitet in einem Pastoralteam.» Das Bistum Mainz erstreckt sich auch auf Teile Hessens und Baden-Württembergs.

Die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau will ihre Bemühungen um Seelsorger ebenfalls intensivieren - auch wenn die Anwärter-Zahlen seit Jahren stabil sind. Sie nimmt zwei Millionen Euro für die Mitarbeitergewinnung in die Hand - von der Kita-Fachkraft bis zum Pfarrpersonal. Derzeit gebe es ausreichend Nachwuchs an Seelsorgerinnen und Seelsorger im Pfarramt, erklärte ein EKHN-Sprecher. Seit etwa zehn Jahren bleibe die Zahl der Anwärterinnen und Anwärter auf das Pfarramt mit rund 30 pro Jahr in etwa gleich - bei aktuell rund 100 Pfarrpersonen, die pro Jahr in den Ruhestand gehen. Diese Lücke müsse angesichts des Sparzwangs durch den Mitgliederschwund derzeit auch sein. «Ziel ist es, dass auch in Zukunft durchschnittlich eine Pfarrperson auf etwa 1600 Mitglieder kommt. Das werden wir auf absehbare Zeit halten können», erläuterte der Sprecher. Aktuell hat die EKHN rund 1300 Pfarrstellen, im Jahr 2030 sollen es dann unter 1000 sein. Etwa 15 Prozent der Stellen seien offen.

In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck mit derzeit rund 800 aktiven Pfarrerinnen und Pfarrern gibt es derzeit 42,5 vakante Stellen im Gemeindedienst, wie eine Sprecherin mitteilte. Auch die Stellen der Diakone und Diakoninnen sowie Gemeindereferentinnen und -referenten in den Regionen sowie bestimmte Ehrenamts-Tätigkeiten hätten ein seelsorgerliches Profil. Dazu gehören rund 160 Prädikantinnen und Prädikanten, die Gottesdienste gestalten, predigen, taufen und Abendmahlsfeiern leiten. Der aktuelle Kurs zur Ausbildung für den Prädikantendienst sei voll belegt. Auch in der Notfallseelsorge seien geschulte Ehrenamtliche zunehmend im Einsatz.

Für die Vikariatsausbildung als zweiter Ausbildungsphase nach dem Theologiestudium mit dem Ziel Pfarramt stehen in der EKKW pro Jahr 20 Plätze zur Verfügung. Der laufende Kurs sei mit 24 Plätzen sogar überbelegt, im vergangenen Jahr waren es 18 Vikarinnen und Vikare und für den folgenden Kurs im kommenden Jahr lägen bereits 20 Anmeldungen vor, so die Sprecherin. Auch ein «attraktives Stipendienprogramm» der Landeskirche schlage sich in den Zahlen nieder.

© dpa ⁄ den dpa-Korrespondenten
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