Angesichts gesunkener Steuereinnahmen und gestiegener Ausgaben warnt Hessens neuer Kulturminister Timon Gremmels davor, im kulturellen Leben verstärkt den Rotstift anzusetzen. «Wenn Haushalte knapper werden, wird gerne bei der Kultur gespart, nach dem Motto: Kultur ist was für finanziell gute Zeiten», sagte der 48-jährige Sozialdemokrat im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden. «Kunst und Kultur sind aber eine Form der Daseinsvorsorge und der demokratischen Vielfalt. Sie stärken unsere Demokratie», betonte Gremmels. «Ich würde mir generell in Politik und Medien wünschen, dass der Fokus mehr auf Kultur gerichtet wird.»

Das Land Hessen hatte 2023 fast eine Milliarde Euro weniger an Steuern kassiert als geplant. Vor den Sommerferien will der Landtag den Nachtragshaushalt 2024 beschließen. In den Kassen der hessischen Kommunen wiederum haben im vergangenen Jahr mehr Ausgaben für Sozialleistungen und Personal erstmals seit 2015 für ein Minus gesorgt.

Minister Gremmels sagte: «Gerade jetzt, da die Demokratie unter Feuer steht, brauchen wir verstärkt auch kulturelle und musische Bildung, um die Demokratie resilient gegen Angriffe von außen zu machen.» Kultur stehe für eine offene und freie Welt: «Sie verbindet Menschen und lässt sich nicht in Nationalgrenzen einsperren.» Sie gehöre zu den «Grundbedingungen einer funktionierenden Demokratie».

Gremmels selbst besucht nach eigenen Worten gerne Konzerte, Theatervorführungen und Kunstausstellungen. Mitunter verleiht er dabei auch Kulturpreise. «Das ist schön, dass all dies zu meinem neuen Job gehört», sagte der frühere Bundestagsabgeordnete.

Die Grünen-Opposition im Wiesbadener Landtag kritisierte kürzlich: «Die schwarz-rote Landesregierung hat in ihren ersten 100 Tagen keine einzige Maßnahme im Bereich Kunst und Kultur auf den Weg gebracht.» Die in ihrem Koalitionsvertrag angekündigte Einführung eines landesweiten Kulturtickets für Kinder und Jugendliche zum Beispiel habe Gremmels noch nicht angestoßen.