Auf der Baustelle für die Erweiterung des Rostocker Rathauses haben Archäologen einen besonderen Fund aus dem Mittelalter gemacht. Es handelt es um ein zusammengerolltes Stück Blei-Metall, dass sich als Fluch-Täfelchen entpuppte. Grabungsleiter Jörg Ansorge sprach am Dienstag von einem spektakulären Fund.
Im ausgerollten Zustand seien die Worte «sathanas taleke belzebuk hinrik berith» lesbar. Dabei sei es um eine Frau namens Taleke und einen gewissen Hinrik (Heinrich) gegangen, die es offensichtlich mit den Teufeln Satan, Beelzebub und Berith zu tun bekommen.
Fluch-Täfelchen seien eigentlich aus der Antike im griechischen und römischen Raum bekannt, also aus der Zeit von 800 vor Christus bis 600 nach Christus, so Ansorge. «Unsere Entdeckung lässt sich dagegen auf das 15. Jahrhundert datieren. Das ist wirklich ein ganz besonderer Fund.» Laut Ansorge waren ähnliche Funde aus dem Mittelalter unbekannt.
Die Tafel sei auf dem Boden einer Latrine an einem Grundstücksende entdeckt worden. Schon in der Antike seien «Fluch-Tafeln» möglichst dort platziert worden, wo sie schlecht bis gar nicht zu finden gewesen seien. Bei den Bauarbeiten wird der Rostocker Rathauskomplexes am Neuen Markt um zwei Neubauten ergänzt.