Vor den Augen ihrer Familie ist im Harz eine 46-Jährige in Folge heftiger Sturmböen ums Leben gekommen. Die Frau aus Bayern wurde am Rammelsberg bei Goslar am Donnerstagvormittag durch einen umstürzenden Baum tödlich verletzt.
Sie war mit ihrem Ehemann und ihren beiden kleinen Kindern in der Nähe eines Ausflugslokals unterwegs, wie ein Feuerwehrsprecher sagte. Die Angehörigen wurden von einem Kriseninterventionsteam betreut. Der Rammelsberg ist ein mehr als 600 Meter hoher Berg am Nordrand des Mittelgebirges.
Nach Angaben der Feuerwehr tobte das Orkantief «Emir» (international: Ciaran) im Harz deutlich stärker als erwartet. Mehrere Landstraßen im Landkreis Goslar mussten wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. Auch eine Stromleitung war betroffen.
Wegen des Sturms wurde dringend davon abgeraten, im Harz in den Wald zu fahren oder den Wald zu betreten. Die Verkehrsmanagementzentrale Niedersachsen warnte auf ihrer Internetseite vor umstürzenden Bäumen und anderen Sturmschäden im Harz. Es habe bereits mehrere Unfälle gegeben, hieß es am Nachmittag.
Ein Polizeisprecher aus Hildesheim berichtete von bisher 16 Einsätzen. In zwei Straßen im Stadtgebiet seien Dachziegel auf Autos gestürzt. Bei Alfeld sind ihm zufolge mehrere Bäume auf die Landesstraße 485 gestürzt, von denen einer eine Stromleitung traf. Der Bereich zwischen Langenholzen und Wriesbergholzen wurde bis voraussichtlich Montag voll gesperrt.
An der Nordseeküste wehte es ebenfalls heftig. Nur wenige Spaziergänger sind am Strand von Norddeich unterwegs. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Sturmwarnung für Teile der Nordseeküste herausgegeben. An der Nordsee seien insbesondere Ostfriesland und Helgoland betroffen, hieß es. Größere Beeinträchtigungen bei den Inselfähren wurden aber zunächst nicht bekannt.
In einer am Donnerstagnachmittag aktualisierten Warnlage des DWD für Niedersachsen und Bremen hieß es, dass das Orkantief «Emir» unter leichter Abschwächung von Südostengland auf die Nordsee ziehe. Auf den Nordseeinseln sowie im Emsland wurden demnach Sturmböen zwischen 65 und 85 Stundenkilometern erwartet. Für das Binnenland wurde mit stürmischen Böen von etwa 70 Stundenkilometern in exponierten Lagen gerechnet. Für den Abend erwarteten die Wetterexperten im Binnenland und an der See wenig abnehmenden Wind.
Auswirkungen auf den Zugverkehr aufgrund des Sturmtiefs seien möglich, sagte eine Bahnsprecherin am Nachmittag. «Wir verzeichnen aktuell in Niedersachsen keine größeren Auswirkungen.» Die Deutsche Bahn beobachte die aktuelle Wetterentwicklung genau und bereite sich auf diese vor. Reisende sollten ihre Verbindungen vor Fahrtantritt im Internet beziehungsweise per App prüfen.