Neben einer Masse an Textnachrichten und Mails, die der Mann der Frau geschickt haben soll, soll er laut Anklage auch versucht haben, sie bei der Kita ihres gemeinsamen Sohnes und ihrem Arbeitgeber in Misskredit zu bringen. Die Frau soll durch das monatelange Stalking eine posttraumatische Belastungsstörung erlitten haben.
Anderthalb Jahre habe er ihr nachgestellt, unzählige Nachrichten geschrieben und ihr das Leben zur Hölle gemacht, berichtete die Frau. Beide hätten sich 2018 über ein Internetportal kennengelernt. Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes sei es zu Problemen in der Beziehung gekommen. Nach der Trennung habe dann das Stalking begonnen, sagte sie. Er habe sie sogar bei ihrem Arbeitgeber des Diebstahls bezichtigt.
Der mutmaßliche Stalker weist alle Vorwürfe zurück. Die Beziehung zu ihr sei toxisch und fürchterlich gewesen. Sie habe ihn immer wieder kontaktiert und unter Druck gesetzt: «Wenn du nicht zu mir zurückkommst, dann wirst du deinen Sohn nicht mehr sehen», habe sie ihm geschrieben.
Es sei der «pure Horror», den er erlebt habe, behauptete der Angeklagte. Hunderte Nachrichten habe er von ihr. Sie sei verletzt gewesen, weil sie keine Macht mehr über ihn gehabt habe. Als Dozent für toxische Beziehungen wisse er inzwischen, dass das typisch sei. Er habe nämlich seine Selbsthilfegruppe für toxische Beziehungen gegründet, um mit seiner eigenen klarzukommen. So steht im Prozess zunächst Aussage gegen Aussage.
Weil der Angeklagte dem Gericht am Mittwoch umfangreiches Material übergeben wollte, das seine Sicht der Dinge stützen soll, gab der Richter bekannt, dass am Mittwoch kein Urteil verkündet wird und der Prozess fortgesetzt werden muss.