Der Akt sei wie kaum ein anderes Motiv auch immer Projektionsfläche seiner Zeit, hob Kuratorin Tanja Pirsig-Marshall am Mittwoch in Münster hervor. Entsprechend zeigt die Ausstellung, wie sich der Blick von Künstlerinnen und Künstlern auf den nackten menschlichen Körper immer wieder gewandelt hat.
War das Malen und Zeichnen nach dem lebenden Modell einst Bestandteil der künstlerischen Ausbildung an den Akademien, löst sich der Körper in der Moderne zu geometrischen Formen oder ins fast Abstrakte auf. Während der Neuen Sachlichkeit rückt der ungeschönte Körper in den Fokus der Malerei. Arbeiten ab den 1970er Jahren thematisieren immer häufiger politische und gesellschaftliche Dimensionen unbekleideter Menschen wie Schönheitsideale, Geschlechtsidentitäten und Fragen nach Repräsentation und Macht.
Der überwiegende Teil der 90 Arbeiten stammt aus der Kunstsammlung Tate in London, dem Kooperationspartner, mit dem das LWL-Museum nun bereits die dritte Ausstellung in Münster realisiert. Die Werke stammen unter anderen von Pablo Picasso, Francis Bacon, Henri Matisse oder Alice Neel. Aktbilder aus der LWL-Sammlung etwa von Edward Munch oder August Macke ergänzen die Schau.