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Prozessauftakt: Ehepaar soll Pflegekinder gequält haben

Pflegekinder sollen getreten, geschlagen und misshandelt worden sein. Ein Ehepaar sitzt wegen dieser Vorwürfe jetzt auf der Anklagebank.
Landgericht Saarbrücken
Die Richterbank eines Saals im Landgericht. Im Missbrauchs-Prozess gegen einen 71 Jahre alten Busfahrer wird das Urteil erwartet. © Oliver Dietze/dpa

Pflegekinder sollen bei einem Ehepaar in Mettlach neun Jahre lang psychisch und physisch gequält worden sein. Seit Montag müssen sich der Mann (55) und seine Frau (53) vor dem Landgericht Saarbrücken wegen gemeinschaftlicher Misshandlung von Schutzbefohlenen verantworten. Diese soll erhebliche Schädigungen der Gesundheit und in der körperlichen und seelischen Entwicklung verursacht haben, sagte die Staatsanwältin.

Den beiden deutschen Angeklagten wird vorgeworfen, in der Zeit von Februar 2002 bis Dezember 2011 die Kinder «roh gequält» und böswillig vernachlässigt zu haben. Dabei handelte es sich um drei Geschwister, die mit sechs und sieben Jahren zu dem Paar kamen. Ihre leibliche Mutter - eine Mieterin der Angeklagten - war an Knochenkrebs gestorben. Später seien noch zwei weitere Pflegekinder hinzugekommen. Der Pflegevater soll zudem ein Mädchen sexuell missbraucht haben.

Laut Anklage sollen die Kinder unter anderem geschlagen und getreten worden sein. Sie sollen keine warmen Mahlzeiten bekommen haben, ein Mädchen soll mit Pudding und Schokolade «regelrecht gemästet» worden sein. Außerdem hätten die Kinder ohne Erlaubnis nicht miteinander sprechen dürfen und als Bestrafung stundenlang in Unterwäsche oder nackt im Hof oder im Teich stehen müssen. Auch hätten sie morgens vor der Schule schon um vier Uhr die zahlreichen Katzenklos im Haus reinigen oder an Wochenenden und in den Ferien bis zu 15 Stunden täglich bei Renovierungsarbeiten helfen müssen.

Die Zeugen befanden sich laut Anklage nach ihrem Auszug in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung und litten unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Sie seien suizidgefährdet oder hätten bereits mehrfach versucht, sich umzubringen.

Die Angeklagte (53) betonte in ihrer detaillierten Aussage vor Gericht, sie sei fassungslos gewesen, als sie von den Vorwürfen gehört habe. Niemals habe sie einem ihrer Kinder, ob leiblich oder angenommen, Schaden zugefügt. Ihr Ehemann ließ von seinem Verteidiger eine Erklärung verlesen und bilanzierte darin: «Das Gefühl, Menschen, die einem emotional so nah waren, heute als völlig Fremde vor sich zu haben, ist nicht in Worte zu fassen.» Er könne nicht verstehen, warum sie aufgrund von Frust, Eifersucht oder anderen Gründen das Leben einer Familie und damit auch ihr eigenes zerstörten.

Der Verteidiger der Frau geht davon aus, dass die Schilderungen der Nebenkläger auf Erfahrungen mit der leiblichen Mutter zurückgehen, die selbst Pflegekinder gehabt habe. Diese seien ihr später weggenommen worden. Es gäbe Berichte vom Jugendamt, die genau in das Bild passten, was angeklagt sei. «Man muss davon ausgehen, dass es Übertragungstendenzen gegeben hat», sagte er.

Er kündigte an, Fotos aus dem Familienleben mit den Pflegeeltern zeigen zu wollen, die belegten, dass das, was die Zeugen behaupteten, in keiner Weise in Einklang mit den Vorwürfen stehe. Er gehe davon aus, dass von den früheren Pflegekindern in weiten Teilen gelogen worden sei. «Ob es einen psychiatrischen Hintergrund hat, weiß ich nicht», sagte er.

Bis zum 8. Mai sind 17 weitere Prozesstage angesetzt. Es sollen mehr als 25 Zeugen gehört werden.

© dpa
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