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Vereine: Keine Kompromisse bei der Sicherheit an Fastnacht

Die Fastnachtsfeiern werden überschattet von zwei tödlichen Unfällen mit Karnevalswagen. Vieles ist noch offen. Es stellt sich die Frage nach der Sicherheit.
Polizei
Blaulicht leuchtet auf dem Dach eines Polizeiautos. © Robert Michael/dpa/Symbolbild

Das diesjährige Fastnacht wird getrübt von mehreren schweren Unfällen mit Karnevalswagen, die vor oder nach närrischen Umzügen passierten. Zwei Männer kamen dabei ums Leben, mehrere Menschen wurden verletzt. Die Ermittlungen der Polizei zu Ursachen sind noch im Gange, wie ein Sprecher der Polizei in Koblenz am Dienstag sagte.

Am Montag war ein 38 Jahre alter Mann bei Hönningen im Kreis Ahrweiler auf der Fahrt zu einem Rosenmontagsumzug in einem Motivwagen gestürzt. Er wurde dabei so schwer verletzt, dass er nach Angaben der Polizei später im Krankenhaus starb. Der genaue Hergang des Unfalls, der sich auf der Bundesstraße 257 ereignete, war zunächst unklar. Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Fahrer ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet.

Was weiß man bisher zu dem Unfall?

Der 38-Jährige habe wohl auf dem Aufbau auf einem Lkw gestanden und sei dann durch eine Einstiegsluke in den begehbaren Raum gestürzt. «Das war bestimmt zwei Meter tief», sagte der Sprecher. Der Karnevalswagen habe ausgesehen wie ein Häuschen mit Dachschindeln darauf. Gezogen wurde er von der Zugmaschine. Die genaue Todesursache soll durch eine Obduktion geklärt werden. Inwieweit dem 43 Jahre alten Fahrer ein strafrechtlich relevanter Vorwurf gemacht werden könne, sei Gegenstand der Ermittlungen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. «Ein Transport von Personen während der An- und Abfahrt von dem Umzug war jedenfalls nicht erlaubt.»

Bei Anfahrt nicht auf dem Motivwagen stehen

Der Präsident vom Bund Deutscher Karneval (BDK), Klaus-Ludwig Fess, zeigte sich nach dem tödlichen Unfall in Hönningen «erschüttert und betroffen». Es sei so, dass auf den Anhängern, wenn sie «von A nach B überführt» werden, keine Menschen darauf sein sollen. «Das ist selbstredend und das sagt einem der gesunde Menschenverstand.» Normalerweise seien die Wagen bis zum Start des Umzugs leer. Verantwortlich seien der Halter des Fahrzeugs und der Veranstalter.

Bei der Zufahrt und bei der Abfahrt vom Zug dürfe keiner auf den Wagen stehen, sagte auch der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval (ATK), Andreas Peters. «Seit Jahren weisen wir darauf hin.» Erst im Umzug sei das erlaubt. In der Region Trier funktioniere es soweit gut. «Es gibt nichts Schlimmeres als wenn jemandem etwas passiert.»

Tragischer Tod von 20-Jährigem

Ebenfalls ein tragisches Ende nahm am Samstag in St. Goarshausen im Rhein-Lahn-Kreis ein Unfall nach dem dortigen Fastnachtsumzug. Ein 20-Jähriger geriet unter einen Karnevalswagen und wurde dabei tödlich verletzt. Das Unglück geschah nach dem offiziellen Ende des Umzugs. Nach bisherigen Erkenntnissen handele es sich «um einen tragischen Unglücksfall», teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz am Montag mit.

Der junge Mann sei nach Zeugenaussagen ins Stolpern geraten, als er neben dem Motivwagen lief, der weggefahren werden sollte. Er fiel demnach zu Boden, wurde von dem Anhänger überrollt und im Anschluss von der Hinterachse mitgeschleift. Nach der ersten Unfallanalytik konnte der Fahrzeugführer diese Situation nicht bemerken. Man gehe davon aus, dass der Mann an den schweren Verletzungen starb. Die genaue Todesursache solle eine Obduktion geklärt werden.

Forderung nach Notbremssystem

Der Experte Siegfried Brockmann wünscht bei den Wagen eines Umzugs ein Notbremssystem, das Fußgänger erkennt. «Immer wieder geraten Menschen unter ein Gefährt, obwohl es mit niedrigem Tempo unterwegs ist, weil sie zum Beispiel angetrunken einen Meter davor losrennen und die Geschwindigkeit falsch einschätzen», sagte der Geschäftsführer Verkehrssicherheit und Unfallforschung bei der Björn-Steiger-Stiftung. Er geht davon aus, dass ein solches Notbremssystem irgendwann Standard ist bei Lastwagen.

«Dann lassen sich solche Unfälle vermeiden, weil die Technik schneller ist als jeder menschliche Fahrer», meint Brockmann. Bei den heutzutage bei Umzügen oft genutzten Traktoren und älteren Zugwagen hingegen müsse man das Risiko einkalkulieren. «Bei Traktoren ist ein Notbremssystem zudem zurzeit gar nicht angedacht. Außerdem sitzt man in neuen Fahrzeugen sehr hoch, und da ist es schwierig, im Gewusel alles zu überblicken.» Hier sei es Aufgabe des Veranstalters und nicht nur der Polizei, dass Absperrungen beachtet werden.

Thema Sicherheit

Es gebe klare Vorgaben beim Thema Sicherheit, sagte Peters in Trier. Daher hätten auch beim Trierer Rosenmontagszug zwei Wagen nicht mitfahren dürfen, weil die notwendige Betriebserlaubnis nicht vorgelegen habe. Peters sagte, er gehe davon aus, dass die Wagen technisch in Ordnung waren, aber: «Wir gehen keine Kompromisse mehr ein. Die Papiere müssen da sein.»

Auch andere Dinge würden vor einem Umzug an den Wagen überprüft: Sind ausreichend Feuerlöscher dabei? Ist der Boden rutschfest? Sind die Reifen und die Bremsen optisch okay? Sind die Brüstungen hoch genug? Dabei gehe es nicht um streng oder weniger streng. «Es gibt klare Vorgaben und da geht es nur um Ja oder Nein», sagte Peters, der im Leben abseits von Karneval Prüfingenieur und Kfz-Sachverständiger ist.

Bei einem weiteren Unfall auf dem Weg zu einem Fastnachtsumzug in Kirchberg in Rhein-Hunsrück-Kreis wurden am Sonntag sechs Menschen verletzt, einer von ihnen schwer. Ein Motivwagen war beim Abbiegen ins Schleudern geraten und umgestürzt. Die Polizei ging davon aus, dass der Fahrer des Gespanns zu schnell unterwegs war.

Nach Angaben von Zugmarschall Thorsten Hartel vom Mainzer Carneval-Verein (MCV), der der Veranstalter des Rosenmontagszugs in der Landeshauptstadt ist, benötigen die Motivwagen eine einmalige Betriebsgenehmigung. Diese sei ähnlich wie die bei einem privaten Fahrzeug. Dabei gehe es etwa um die Bremsen, Stoßdämpfer, die Verkleidung und die Beschaffenheit des Chassis. Eine Zulassungsstelle müsse das dann auch abnehmen.

Da die Motivwagen jährlich umgestaltet werden, erfolgt nach Angaben des Sprechers der Zugleitung des MCV vor den Umzügen immer ein sogenanntes Brauchtumsgutachten. Auch diese Prüfung werde vom TÜV oder einer anderen Prüforganisation offiziell abgenommen. Die Kosten für diese Prüfungen seien beträchtlich, berichtete Hartel.

Wie wird für Sicherheit während des Zugs gesorgt?

Alle Motivwagen werden von Sicherheitspersonal begleitet, sagte MCV-Sprecher Michael Bonewitz. Je nach Größe der Motivwagen seien das sechs bis acht Leute. Die an den Umzügen beteiligten Vereine bekämen vor dem Start entsprechende Sicherheitsauflagen, und müssten dieses Personal stellen. Die Motivwagen seien zudem sehr weit nach unten gebaut, um Unfälle zu vermeiden.

Die Fahrer der Wagen seien so geschult, dass sie bei schlechter Sicht auf die Strecke sehr langsam fahren oder auch einfach mal stehen bleiben, berichtete Bonewitz. «Deshalb stockt der Umzug auch immer mal wieder auf der Strecke.» Der Mainzer Carneval-Verein habe ein dynamisches Sicherheitskonzept, das sich immer wieder an die aktuellen Sicherheitsvorkehrungen anpasst. Auch gebe es regelmäßig Treffen mit Vereinen gerade aus den Hochburgen in Köln, Düsseldorf oder Aachen.

© dpa ⁄ den dpa-Korrespondenten
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