Sachsen-Anhalts Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD) hat sich offen für Reformen beim Lehramtsstudium gezeigt. Man solle mögliche Veränderungen ergebnisoffen besprechen, sagte Willingmann am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Landtags. In einer Anhörung stellten Vertreter der Hochschulen Optionen vor, wie der Lehrermangel in Sachsen-Anhalt bekämpft werden könnte.
Die Unterrichtsversorgung liegt nach Angaben des Bildungsministeriums aktuell bei etwa 95,3 Prozent. Erklärtes Ziel der Koalition von CDU, SPD und FDP ist eine Unterrichtsversorgung von 103 Prozent, um auch Ausfälle wegen Krankheit oder Elternzeit abfedern zu können. Wie viel Unterricht abgedeckt ist, ist nach Schulformen jedoch unterschiedlich: Während die Lage an den Gymnasien noch vergleichsweise komfortabel ist, fehlen insbesondere an Sekundarschulen Lehrkräfte. Die Sekundarschule umfasst die Schuljahrgänge 5 bis 10 und ist auf den Erwerb des Realschulabschlusses oder des Hauptschulabschlusses ausgerichtet.
Die oppositionellen Grünen fordern eine neue Struktur bei der Ausbildung. Bisher müssen sich angehende Studentinnen und Studenten bei der Bewerbung entscheiden, ob sie Lehramt im Bereich der Sekundarschule oder des Gymnasiums studieren. Die Grünen fordern, dass sich Studierende erst im Laufe des Studiums entscheiden können, wo sie später unterrichten. Sekundarschulen sollen damit gestärkt werden, so die Hoffnung.
Die meisten Abiturienten seien selbst am Gymnasium gewesen und würden deshalb häufig diese Schulform wählen, sagte Pablo Pirnay-Dummer vom Institut für Pädagogik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zudem sei die öffentliche Darstellung der Sekundarschulen nicht besonders gut. Deshalb blieben Studienplätze für diesen Bereich unbesetzt. In Halle werden die meisten Lehramtsstudenten im Land ausgebildet.
Der Koordinator der Lehramtsstudiengänge am Germanistischen Institut, Nico Elste, verwies auf die Erfahrungen anderer Länder. In Bremen und Berlin etwa würden alle Studenten dasselbe studieren. In Brandenburg gebe es dagegen eine gemeinsame Studieneingangsphase. Erst mit dem auf das Bachelorstudium folgende Masterstudium würden sich die Studenten für eine Schulform entscheiden. Solche Modelle seien auch in Sachsen-Anhalt umsetzbar, betonte Elste.
Ob es Änderungen gibt, ist offen. Die FDP-Landtagsfraktion hatte sich in der Vergangenheit bereits gegen eine Vereinheitlichung der Ausbildung von Lehrern ausgesprochen. Auch die CDU zeigte sich am Mittwoch skeptisch. Er stehe solchen Vorhaben nicht euphorisch gegenüber, sagte der Abgeordnete Marco Tullner. Am Ende müssten die Studenten dennoch eine Entscheidung treffen, daran ändere auch eine Verschiebung des Zeitpunkts nichts. Der dritte Koalitionspartner SPD ist hingegen offen für Reformen. Die Linke fordert ein gemeinsames Lehramt bereits ab dem Wintersemester 2025/26.