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Thüringer Landwirte fürchten Lockerungspläne für Gentechnik

Alle reden über die Subventionspolitik der Ampel und die Bauernblockaden. Alles gerechtfertigt, meint eine Vereinigung von Landwirten. Sie fürchtet aber eine «weit schlimmere Katastrophe».
Landwirtschaft ohne Gentechnik
Die EU-Pläne für gelockerte Vorgaben bei Gentechnik treiben Landwirte in Thüringen auf die Barrikaden. © picture alliance/Sven Hoppe/dpa/Symbolbild

Die EU-Pläne für gelockerte Vorgaben bei Gentechnik treiben Landwirte in Thüringen auf die Barrikaden. «Da geht es darum, Profit zu schaffen, Abhängigkeiten zu schaffen und das Recht auf Nachbau von Saatgut auszuhebeln», kritisierte der Landesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Reiko Wöllert. Der Züchtungsfortschritt werde dann in der Hand einiger weniger Patentinhaber landen, befürchtet er. «Das führt zu einer kompletten Abhängigkeit.»

Auch Thüringens Umweltminister Bernhard Stengele (Grüne), der im Land auch für Fragen zu Gentechnik zuständig ist, blickt mit Sorge auf die Entwicklung auf EU-Ebene: «Die Biolandwirtschaft nicht nur in Thüringen braucht unseren Schutz gegen neue und übergriffige Gentechnik-Ideen», sagte er anlässlich des Tags der Landwirtschaft der AbL am Sonntag nahe Weimar.

Markt für gentechnikfreie Lebensmittel könnte einbrechen

Es sei zu befürchten, dass der Markt für gentechnikfreie Lebensmittel komplett einbrechen könnte, sagte Wöllert. Bei Milch etwa werde im konventionellen Bereich der Großteil gentechnikfrei produziert. «Das heißt: Die Kühe bekommen kein Gensoja aus Brasilien, sondern Soja aus Europa. Auch in Thüringen haben wir Betriebe, die Soja anbauen.» Wer gentechnikfrei produziere, bekomme in der Regel einen Aufschlag. Diese zusätzliche Wertschöpfung falle dann weg.

Auf EU-Ebene wird derzeit über einen Vorschlag für lockerere Gentechnik-Regeln beraten. So könnten viele gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel künftig einfacher erforscht und ohne spezielle Kennzeichnung verkauft werden. Befürworter der Technik erhoffen sich etwa Züchtungen, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen, mehr Nährstoffe haben oder weniger Pestizideinsatz benötigen. Kritiker sehen durch neue Züchtungen etwa Risiken für Menschen und Umwelt.

«Was da auf dem Spiel steht, ist riesig»

«Was da auf dem Spiel steht, ist riesig», betonte Wöllert. Derzeit seien Nutzer von Gentechnik haftbar, wenn sich Spuren davon beim Nachbarn wiederfinden. Werde das wie befürchtet ausgehebelt, habe kein Bauer mehr die Möglichkeit, gentechnikfrei zu produzieren. «Die Pollen werden über Bienen weitergetragen.» Nun gehe es darum, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen.

Umweltminister Stengele sagte: «Die Biolandwirtschaft kann sich gar nicht abgrenzen, wenn sogenannte neue genomische Techniken flächendeckend eingesetzt werden dürfen.» Auch die Frage von Patenten und Kennzeichnungen seien ungeklärt. «Die Menschen müssen selbst entscheiden können, was sie anbauen und was sie essen wollen.»

Stengele: Proteste haben wichtige Debatte belebt

Die Proteste gegen die Subventionskürzungen durch die Bundesregierung hätten eine wichtige Debatte in der Landwirtschaft belebt, sagte Stengele weiter. Für Veränderungen bei Umwelt- und Klimaschutz brauche es Augenmaß. «Deshalb war ein abruptes Absenken der Subventionen falsch und der Kompromiss wichtig.» Die Landwirtschaft in Thüringen sei einer der wichtigsten Partner in Sachen Klimaschutz.

Auch die AbL sehe die Proteste gerechtfertigt und habe sich daran beteiligt, sagte Wöllert. «Das ist das Ergebnis von 25 Jahren verfehlter Agrarpolitik.» Der Verband distanziere sich aber klar von den Versuchen einer rechtsextremen Vereinnahmung. Im Einladungstext zu der Veranstaltung am Sonntag schreibt die AbL, die Agrardebatten würden derzeit verständlicherweise von den Streichungsplänen dominiert. «Dennoch rollt eine weit schlimmere Katastrophe weitgehend unbemerkt auf uns zu: die EU-Kommission will die Regulierung der Gentechnik aufheben.»

© dpa
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