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TV-Drama aus Habecks Feder: «Die Flut – Tod am Deich»

Nach einem Roman von Robert Habeck und Andrea Paluch zeigt die ARD den als Event angekündigten Umweltkrimi «Die Flut – Tod am Deich». Die Geschichte fußt auf Storms Novelle «Der Schimmelreiter».
«Die Flut – Tod am Deich»
Iven (Anton Spieker, l) möchte Wienke (Philine Schmölzer, r) vor der Wahrheit beschützen. Eine Szene aus «Die Flut – Tod am Deich». © Christine Schroeder/ARD Degeto/Nordfilm GmbH/dpa

Eine aktuelle Umweltkatastrophe, eine alte Lieblingsmär der Deutschen sowie ein Autorenduo, von dem einer Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klima ist – der Grüne Robert Habeck. Das sind die spektakulären Bestandteile, aus denen die ARD einen Klima-Krimi geschaffen hat, mit dem sie am heute zur Primetime um 20.15 Uhr das Publikum in Scharen vor die Bildschirme locken möchte. 

Das als Event angekündigte Mystery-Drama «Die Flut – Tod am Deich» – inszeniert von Regie-Star Andreas Prochaska nach dem Skript von Daniela Baumgärtl und Constantin Lieb – basiert auf dem Debütroman Habecks und seiner Frau Andrea Paluch, «Hauke Haiens Tod» (2001).

Fortführung von «Der Schimmelreiter»

Das in der Gegenwart angesiedelte Buch versteht sich als Fortführung der so realistischen wie geisterhaften Novelle «Der Schimmelreiter» von Theodor Storm aus dem Jahr 1888. Die handelte von einem hochintelligenten, dem Fortschritt zugetanen nordfriesischen Deichgrafen, der sich mit seinen rationalen Planungen nicht gegen die abergläubischen Dorfbewohner durchsetzen kann. Womit nach einer Sturmflut das Unglück seinen Lauf nimmt.

Die Neubearbeiter Habeck und Paluch, beide promovierte Geisteswissenschaftler und wohnhaft in Flensburg (Schleswig-Holstein), haben bekanntlich schon wiederholt gemeinsam preisgekrönte Erzähl- und Sachbücher, auch für junge Leser, verfasst.

Szenen der schlimmsten Nordseeflut seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sind - wie fast der ganze Film - vom Kameramann Felix Novo de Oliveira in bedrohlich blaues Licht getaucht: So beginnt die TV-Geschichte. 

Haukes kleine Tochter Wienke betrachtet das Geschehen, bei dem auch ihre Eltern ums Leben kommen werden, verstört vom Auto aus. Sie hat eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS), ist in ihrer Kommunikation behindert. Ein Azubi des Vaters bringt das Mädchen nach Hamburg, setzt es anonym vor einem Heim ab. Doch als Wienke (Philine Schmölzer) 18 ist, erkennt sie diesen Iven (Anton Spieker, «303»), nun krimineller Türsteher auf St. Pauli, im Fernsehen. Sucht ihn auf und nötigt ihn mit Geld, sie in ihre Heimat zu bringen.

Denn Wienke will wissen, wer sie ist und woher sie kommt - «Ich träum' davon. Fast jede Nacht». Sie gerät dann an meist schweigsame, feindselige Einheimische. Auf dem Hof ihrer Eltern haust Ex-Bürgermeister Ole Peters (Sascha Alexander Gersak, «Spreewaldkrimi»), alter Gegner ihres Vaters. Peters hatte den technischen Fortschritt am Pumpwerk verhindert. Seine Tochter Ann-Grethe (Janina Stopper) ist Tierärztin, hegt und pflegt ihren alten Schimmel – ist aber auch zu Ungutem fähig. «Keiner will Euch hier», blafft sie Wienke und Iven an. 

Unerbittlich der Wahrheit auf der Spur

Die Vergangenheit wird in Rückblenden klar, der teils rücksichtslose Hauke (Detlev Buck) und seine Frau Elke (Franziska Weisz, Ex-«Tatort») nehmen Konturen an. Unerbittlich bleibt Wienke der Wahrheit auf der Spur. Reißt sogar Iven mit, der sich wegen früherer Verletzungen lautstarke Aggression angewöhnt hat.

Effektvoll setzt der vielfach ausgezeichnete Prochaska («Spuren des Bösen: Schuld») all das ins Bild. Dennoch vermag der stark auf den Mystery-Faktor setzende Klima-Krimi nur bedingt zu packen. Vieles wirkt konstruiert, die Charaktere psychologisch wenig fundiert. 

Dass einsame, bösartige Dörfler Gras darüber wachsen lassen wollen, in einer entscheidenden Situation umweltpolitisch und menschlich versagt zu haben – und dass eine solche Rechnung niemals aufgeht: wohl eine Botschaft, die der Film hergibt. Zeitgerecht, aber auch ziemlich plakativ wirkend.

Ein Highlight gibt es allerdings: die österreichische Theaterschauspielerin Philine Schmölzer. Sie verleiht ihrer ASS-beeinträchtigten Hauptfigur eindringliche Ausstrahlung. 

Sprechende Blicke aus ihrem blassen Gesicht und knapp heraus gehauene, oft altklug klingende und mit bizarrem Humor versehene Sätze genügen Schmölzer, das Innenleben ihrer Wienke spürbar zu machen. Deren Verlorenheit und Sehnsucht, Stärke und Entschlossenheit. Ein Spiel, das man nicht so leicht vergisst.

© dpa ⁄ Ulrike Cordes, dpa
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