«Die Stolpersteine boten in den letzten 20 Jahren unterschiedlichen Menschen und Gruppen aus der Stadtgesellschaft die Möglichkeit, aktiv an der Gedenkkultur unserer Stadt mitzuwirken», sagte Dill. So würden sich Schülerinnen und Schüler an den Verlegungen beteiligen. Anwohner oder Hausbesitzer befassten sich mit dem Schicksal früherer Bewohner. Zudem würden sich Hunderte Bürgerinnen und Bürger als «Putzpaten» regelmäßig um die Pflege der Steine kümmern.
Das Stolperstein-Projekt geht auf den in Berlin geborenen Künstler Gunter Demnig zurück, der inzwischen im mittelhessischen Alsfeld lebt. Es soll an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und gilt als das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Die Steine, die auf der Oberseite kleine Messingplatten mit den Namen der Opfer tragen, werden vor deren einstigen Wohnungen im Straßen- oder Gehwegpflaster verlegt - oft von Demnig selbst. Er will die Menschen damit über den Nazi-Terror in ihrer unmittelbaren Umgebung stolpern lassen.
Seine ersten Stolpersteine verlegte Demnig in den 1990er Jahren. Inzwischen liegen in zahlreichen europäischen Ländern Steine, aber auch in vielen hessischen Kommunen. In Frankfurt sind es laut der Initiative aktuell 1992 Steine an über 800 Stellen in 34 Stadtteilen.
Im Laufe der 20 Jahre seien viele hunderte Angehörige, Nachfahren und Freundinnen oder Freunde der NS-Opfer zu den Verlegungen aus aller Welt nach Frankfurt gekommen, erklärte Dill. «Für die Familien der Opfer stellen diese Stolpersteine nicht nur eine berührende Form des ganz persönlichen familiären Gedenkens dar.» Sie würden zudem als eine starke Geste des Willens zur Versöhnung aus der Zivilgesellschaft des heutigen Frankfurts wahrgenommen.