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ARD-Doku «Loriot 100»: Hommage an den Humoristen

Mit seinen Figuren, Sketchen und Filmen schrieb Vicco von Bülow alias Loriot TV-Geschichte. Die ARD feiert seinen Hundertsten unter anderem mit einer liebevollen Doku, in der zum Beispiel «Dickie Hoppenstedt» zu Wort kommt.
«Loriot100»
Loriot mit Evelyn Hamann auf dem berühmten Sofa (1989). © picture alliance/dpa/SWR/dpa

Was sagt Dickie Hoppenstedt heute? Wie sollte der legendäre Satz «Früher war mehr Lametta» ursprünglich lauten? Wie ordnen Weggefährten und Komik-Experten, darunter Hape Kerkeling, das Werk des Humoristen Loriot ein? Und wie hat der Meister einst selbst seine Kunst erklärt? Antworten auf solche Fragen gibt die ARD-Doku «Loriot 100» von André Schäfer. Sie erscheint zum 100. Geburtstag (12.11.) des 2011 mit 87 Jahren gestorbenen Vicco von Bülow (Doku ab 4.11. in ARD-Mediathek; 6.11. um 20.15 Uhr im Ersten).

Der Karikaturist, Satiriker, Komiker und Autor, der sich nach dem französischen Wort «Loriot» für den Singvogel Pirol aus dem Bülow-Familienwappen benannte, schrieb hierzulande Fernsehgeschichte. Im deutschsprachigen Raum ist Loriot als Sprachkünstler, Zeichner, Schauspieler und Regisseur unsterblich. «Wenn Loriot heute Instagram hätte, dann wäre er ganz vorne mit dabei - alle würden ihm folgen», sagt Kabarettist Torsten Sträter über den «Multimediameister».

In der Doku schildert das heute erwachsene Kind «Dickie», wie damals der Dreh für die Sketchfolge «Weihnachten bei Hoppenstedts» war. Dickie-Darstellerin Katja Bogdanski erzählt, dass ihre Mama mit dabei war hinter der Kamera, dass ihr die engen Klamotten für die Rolle Bauchschmerzen machten, dass Loriot aber geduldig, nett und liebevoll gewesen sei. Doch man bekommt aus Schilderungen in der Doku auch ein Gefühl dafür, dass Loriot bei Dreharbeiten manches unzählige Male wiederholen ließ, einfach weil Präzision in seinem Werk alles war.

Gelobt wird natürlich auch Loriots kongeniale Partnerin Evelyn Hamann, die heute 81 wäre (sie starb 2007 mit nur 65 Jahren). «Sie war wie eine Trickfilmfigur von ihm in ihrer Präzision», etwa wenn es ums Augenbrauehochziehen ging, sagt Stefan Lukschy, der maßgeblich an der 70er-Jahre-Fernsehserie «Loriot» beteiligt war.

Ko-Regisseur Lukschy verrät, dass der von Loriot als Opa Hoppenstedt gequengelte Ausspruch «Früher war mehr Lametta», der zum geflügelten Wort für angeblich gute alte Zeiten wurde, ursprünglich anders lautete. Auf der Originaldrehbuchseite stand: «Früher... Wo ist denn das Lametta?» - das war dann aber durchgestrichen und ersetzt.

Sarah Bosetti bemerkt, manches bei Loriot sei «auf eine unschuldige Art schlüpfrig». Man denke an den angeschickerten Vertreterbesuch bei Frau Hoppenstedt («Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann»). Der Germanist Stefan Neumann findet vieles bei Loriot unfassbar deutsch. Einige sprachliche Verrenkungen seien kaum zu übersetzen in Fremdsprachen. Man denke an ein Wort wie «Auslegeware». Helge Schneider meint zu den Sketchen: «Man hat sich selbst da drin irgendwo gesehen oder zumindest das, was man von zu Hause kannte.» Loriot habe dem Volk korrekt aufs Maul geschaut.

Oliver Kalkofe bewundert, dass alle Generationen bei Loriot was finden können und dass Loriot die karge Spießigkeit der 70er genau auf den Punkt getroffen habe. Der Schriftsteller Kristof Magnusson sieht bei Loriot einen Humor, der sehr viel mit Scham zu tun habe und damit, dass man nicht genau weiß, wie man sich verhalten soll.

Der Karikaturist Gerhard Haderer nennt Loriot einen subversiven Künstler, da er die eigene Bürgerlichkeit als Thema genommen habe - und Selbstironie sei nun mal die höchste Form des Humors.

Hape Kerkeling konstatiert: «Loriot hat sicher die breite Masse offener gemacht für das Subversive.» In der NS-Diktatur sei der subversive Humor in Deutschland durch Emigration oder Verfolgung und Mord «völlig abhanden gekommen». So habe es in der jungen Bundesrepublik eine Leere gegeben. Loriot habe das mit feingeistiger Gesellschaftskritik wiederbelebt. «Es ist nicht im eigentlich kabarettistischen Sinne politisch, als dass das irgendwie links verortet wäre. Es ist aber irgendwie, wenn man es denn politisch einordnen müsste, liberal, ohne FDP zu sein. Es ist radikal liberal.»

In der Talkshow «3 nach 9» sagte Loriot 1979 im Gespräch mit Marianne Koch einst selbst: Satire richte sich «grundsätzlich gegen die Macht». In einer funktionierenden Demokratie liege die Macht aber beim Volke - deshalb sei seine Zielrichtung der Wähler und Bürger. «Und nicht diese paar Nasen da oben.»

Loriot erklärte seine Vorgehensweise: «Das, was ich versuche, ist nur, einen ganz kleinen Schritt daneben zu sein, um deutlich zu machen, wie grotesk es eigentlich ist, was wir täglich erleben.»

© dpa ⁄ Gregor Tholl, dpa
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