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München-«Tatort»: Die Weißwurstkönigin und die Metoo-Debatte

Der neue Münchner «Tatort»-Krimi führt die Kommissare Batic und Leitmayr raus aus der Stadt und auf kompliziertes Terrain. Es ist ihr 93. Fall.
Wolfgang Fierek
Wolfgang Fierek hat eine Gastrolle im «Tatort» aus München übernommen. © Peter Kneffel/dpa

Vor sechs Jahren begann die Metoo-Debatte, die Filmbranche zu erschüttern. Der Skandal um den inzwischen wegen Sexualverbrechen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilten Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein machte weltweit Schlagzeilen. Der Münchner «Tatort» erzählt nun eine ganz ähnliche Geschichte, verlagert sie aber in ein etwas weniger glamouröses Umfeld: die Welt der bayerischen Produktköniginnen. Metoo zwischen Spargel-, Weißwurst- und Zwiebelköniginnen.

Wolfgang Fierek als Mini-Weinstein

In dieser Welt ist Josef Gehrling (Wolfgang Fierek) eine Art Mini-Weinstein. Seine Macht als Präsident des Bavaria-Bundes nutzt er gnadenlos aus, um sich an den jungen Frauen, die Lebensmittel-Majestät werden wollen, zu vergehen. Als der Lüstling sich dann nach der Attacke mit einem Bolzenschussgerät auf der Intensivstation befindet, sind sie alle verdächtig: War es die Weißwurst-Königin? Die Spargel-Monarchin? Oder doch die Herrscherin über die Zwiebel? Und was ist eigentlich mit der toughen und weitgehend empathiefreien Organisatorin des «Königinnen-Tages» (Veronica Ferres)? 

Für die altgedienten Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ist ihr 93. Fall auch ein etwas vermintes Terrain. Verhalten sie sich in der heiklen Situation als alte, weiße Männer zwischen unzähligen jungen Frauen woke genug - auch sprachlich? 

Leitmayr beispielsweise weiß nicht so recht, wie er die Aichacher Spargelkönigin (Phenix Kühnert) ansprechen soll, weil sie eine Trans-Frau ist. Der frisch beförderte Kalli (Ferdinand Hofer) dagegen weidet sich - charmant-strahlend - regelrecht im Königinnen-Gewirr, sammelt Fotos und Handynummern. Darf er das eigentlich? Als Polizeibeamter im Dienst? Ist das nicht auch eine Machtsituation, die er da ausnutzt?

Deutliche Haltung

Der Münchner «Tatort» stellt wichtige Fragen und hat - so humorvoll und ironisierend er sich auch streckenweise in der absurden Welt der Produktköniginnen suhlt - eine deutliche Haltung. Unterstützt wird das ganze musikalisch von LaBrassBanda.

«Die #metoo-Debatte ist und bleibt unfassbar wichtig; deshalb ist es gut, dass der "Tatort" das Thema aufgreift. Es hat sich nämlich aufseiten der Männer immer noch nicht genug getan», sagt Veronica Ferres im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Viele Männer scheinen nicht zu verstehen, was sie falsch machen. Es fehlt ihnen häufig so ein grundsätzlicher und selbstverständlicher Respekt Frauen gegenüber.»

Für Schauspieler Nemec hat sich durch die Debatte allerdings schon etwas geändert - aber nicht nur zum Vorteil, wie er der dpa sagt: «Es ist eine gewisse Verunsicherung eingetreten. Sicherlich ist zum Schutz Betroffener Vorteilhaftes passiert, aber die Verunsicherung ist inzwischen so groß, dass man jetzt bei jeder Kleinigkeit anfängt, sofort einen Hashtag dahinter zu vermuten. Alles steht mittlerweile ein bisschen unter Beobachtung.»

© dpa ⁄ Britta Schultejans, dpa
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