Krötentunnel im Hamburger Nobelstadtteil Blankenese sorgen derzeit für Schlagzeilen über die Landesgrenzen hinaus. Auslöser dafür war Kritik des Bundes der Steuerzahler an dem fast eine halbe Million Euro teuren Projekt des Bezirkes Altona. Der Steuerzahlerbund wollte prüfen, ob das teurer gewordene Naturschutz-Vorhaben ein Fall für sein neues Schwarzbuch ist. Nur wenig später ergänzte der Verband, dass er damit keineswegs die Arbeit Ehrenamtlicher kritisieren wollte, verwies auf eine Kröten-Aktion des Naturschutzbundes Nabu Hamburg am Samstag und wollte auch selbst präsent sein. Nun ruderte der Bund der Steuerzahler zurück - auch nach Kritik des Nabu.
Aus Respekt vor der Arbeit des Nabu werde nun doch kein Vertreter beim Aufbau eines Amphibienschutzzaunes am Samstag dabei sein, teilte der Verein am Freitag in Hamburg mit. «Die Arbeit der Naturschützer ist viel zu wichtig, als dass sie an dieser Stelle für politische oder mediale Zwecke genutzt werden sollte», hieß es weiter.
Zuvor hatte der Nabu den Steuerzahlerbund kritisiert. Die Begleitung eines Amphibienzauns sei kein «einmaliges Happening, sondern eine verantwortungsvolle und kontinuierliche Aufgabe», sagte Hamburgs Nabu-Chef Malte Siegert dazu laut Mitteilung. Zudem würden die Tunnel nicht nur von Amphibien, sondern auch von anderen Tieren genutzt und somit eine gute Ergänzung zur menschlichen Hilfe seien, weil sie jederzeit verfügbar sind.
Während der Amphibienwanderung würden Ehrenamtliche in Hamburg mehrere Tausend Stunden unentgeltlich arbeiten. So werden die Schutzzäune jeden Morgen und bis in den Abend hinein kontrolliert. Dass das nicht mit Geld aufzuwiegen sei, rechnete Siegert ebenfalls vor: «Würde man allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern den Mindestlohn zahlen, käme man schnell auf einen sechsstelligen Betrag.»
Zählungen des Nabu zufolge waren zuletzt deutlich weniger Kröten in Hamburg unterwegs: 1002 im Jahr 2018 und nur noch 616 Tiere im Jahr 2021. Der Bestand der Teichmolche sei von zehn auf ein Tier geschrumpft. Vereinzelt seien auch auf der Roten Liste stehende Bergmolche, Grasfrösche, Teichfrösche und kleine Wasserfrösche gesichtet worden.
Die vier in Hamburg-Blankenese errichteten Amphibientunnel sowie 410 Meter lange Amphibienleitwände aus Beton oder Stahl kosteten statt der geplanten 420.000 Euro dann doch 465.848,56 Euro. Grund dafür waren dem Bezirksamt zufolge auch teurere Baumschutzmaßnahmen und zusätzliche Geländer als Absturzsicherung für Fußgänger und Radfahrende. Vor den Umbauten hatten Freiwillige und Nabu-Mitglieder ehrenamtlich die Amphibien gesammelt und an ihre Laichgewässer gebracht.